Narben

Gestern haben Franz Wassermann und Anita Moser das Buch „NARBEN / Kunstprojekt zu sexueller Gewalt /Über die Grenzen von Kunst,Therapie und Justiz „  im Artdepot in Innsbruck vorgestellt. Inhalt dieses Projektes, das Franz Wassermann ab 2006 zu entwickeln begann und das 2008 in Innsbruck im öffentlichen Raum und in Kooperation mit mehreren Gewaltschutzeinrichtungen statt fand, war, Betroffenen und Opfern sexualisierter Gewalterfahrung in der Kindheit und Jugend  eine Möglichkeit des sich Mitteilens zu geben, dem Unsagbaren über Symbole Ausdruck zu verleihen. Das Buch ist erschienen im Studien-Verlag und im Buchhandel unter der ISBN-Nr 370654945X erhältlich.

 

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„…. In Zusammenarbeit mit Überlebenden und Hilfseinrichtungen erarbeitet der Künstler Ausdrucksmöglichkeiten jenseits des Sagbaren und schafft so eine Öffentlichkeit für Betroffene und deren Erfahrungen: in Bildern, Installationen, Performances, Ritualen, und in diesem Buch. Wie seine Publikation zum Temporären Denkmal vereint der vorliegende zweisprachige Sammelband (Deutsch/Englisch) wissenschaftliche Beiträge von FachexpertInnen mit der Dokumentation eines Kunstprojekts. Die Psychotherapeutinnen Margret Aull und Sonja Wohlatz, die Literatur- und KulturwissenschaftlerInnen Beate Eder-Jordan, Reinhard Görling und Anita Moser, die Journalistin Andrea Sommerauer, die Kunstpädagogin Hanne Seitz sowie die Kunsthistorikerin Tamar Tembeck und die Schriftstellerin Marlene Streeruwitz nähern sich aus je unterschiedlichen Perspektiven dem Thema und dem Kunstprojekt.
Die Verwirklichung einer menschengerechten Umwelt – ganz im Sinne des Social Design – liegt den Kunstprojekten von Franz Wassermann als Ziel, und so auch diesem Buch als Haltung, zugrunde. …“
( offizieller Info-Text zum Buch)

Was mir besonders auffiel waren die Reaktionen einiger Kollegen – Künstler wie Kunsttherapeuten – als ich ihnen vor drei Jahren das Projekt vorstellte und Plakate und Flyer vorbeibrachte. Von NaseRümpfen über Achselzucken bis hin zum Belächeln des Projektes war dies so ziemlich das Einzige was kam an Resonanz. Kein Nachfragen, kein „wie meint er das, was ist die Intention“, sondern ein deutliches Wegschieben. Den Künstlern wars zu therapeutisch, den Therapeuten zu sehr im öffentlichen Raum und noch dazu in ihrem Feld. Dass alleine durch die Mitarbeit diverser Gewaltschutzeinrichtungen der geschützte Raum und die Anonymität gewahrt wurden hat schon keinen mehr interessiert. Schade – aber das ist halt so, wenn einer Grenzgänger ist und Brücken schlägt – das sorgt für Verunsicherung denn man paßt in keine Schublade und ist nicht mehr zuzuordnen. Franz Wassermann kennt das schon, ist ja nicht zum ersten mal  sondern passiert ihm immer wieder mit seinen  Projekten. Ich hoffe, er macht weiter, denn das schöne dabei: er wird immer präzieser, tritt Wellen los und berührt dabei, auch und gerade Unbeteiligte, bisher Unberührbare. Da beginnt für mich die Kunst : die Menschen zu erreichen. Im Innersten.

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