Ich habe auf dem Blog der Selbsthilfe über das „Martyrium der Hl. Agatha“ geschrieben. Bei den Recherchen bin ich auf allerlei Querverbindungen gestoßen – von „Imbolc“, dem irischen Lichtfest zur irisch-keltischen Lichtgöttin Brigid, weiter zu Demeter und dem katholischen „Lichtmess“. Alles ist ineinander verwoben, wurde weiter gegeben über viele Generationen. Gemein ist all den Gedenktagen und Festen, dass diese genau zwischen der Winter- und Frühjahrssonnwende liegen, wenn die Tage sichtbar und spürbar länger werden. Und dies ein Beweis für berechtigte Hoffnung und Zuversicht und somit den Glauben ist. Glaube –was ist das? Woran Glaube ich? Was und wem Glaube ich? – „ Ein zutiefst menschliches Thema das immer auch philosophisch zu betrachten ist und nicht nur ein religiöses Phänomen darstellt“. Elisabeth von Samsonow bringt es in einer ihrer Abhandlungen auf „Studio Elektra“ auf den Punkt: „… Menschen sind Wesen die unglaublich gerne ein wundervolles Geschenk machen: sie schenken Glauben! Und sie tun dies, indem sie auf Dinge reagieren, die in ihnen eine Resonanz erzeugen…“
Was also erzeugt Resonanz in mir? Was fällt auf einen fruchtbaren Boden? Geschliffene Rhetorik oder Inhalte? Aber liegt darin auch Wahrheit?
Die Philosophie nach Plato sucht nach der „unveränderlichen Wahrheit“ und nur ein ganz kleiner Teil einer Geschichte sei tatsächlich wahrheitsfähig, so Plato. Der Rest? – Ist Meinung, Glaube, Überzeugung. Im Mittelalter versuchte man, das Glaubensgebiet mit dem Wissensgebiet in Deckung zu bringen, die Scholastik entstand. Deren Scheitern ist hinlänglich bekannt.
Wissen, Wahrheit und Glaube sind offenbar nicht in Deckung zu bringen. „…Daher wuchert der Meinungsmarkt mehr denn je, denn der Mensch hat weiterhin Glauben zu verschenken und diesen Glaubensakt erlebt und praktiziert er mit Hingabe.“ Zur Hingabe kommt die Vorstellungskraft hinzu, der Mensch malt sich im wahrsten Sinn des Wortes etwas aus, stellt sich den Inhalt einer Erzählung in Bildern vor, es entstehen neue, eigene Welten, Wunschvorstellungen – die nicht immer etwas mit bereits gemachten Erfahrungen zu tun haben. Der eigene, kreative Prozess, den Glaube und Hingabefähigkeit in Gang setzen, lässt mich nicht nur in Resonanz gehen sondern ich werde selbst Teil der Geschichte, bin ein Kapitel oder die Fortsetzung davon –und aus ist es mit der „Neutralität“, Logos und Vernunft haben da keinen Platz mehr. Umso mehr suche ich nach Zeichen der Bestätigung im Außen – nach dem Licht im Dunkeln, dem Funken der Wahrheit.
„Glaube ist die Kraft, die unsere Imagination steuert und uns in die Zukunft hinein führt“ ein wunderbarer Satz von Elisabeth von Samsonow. Denn: somit gestalte ich selbst diese Zukunft. Ob ich will oder nicht – die Verantwortung liegt bei mir! Wieviel Vorstellungskraft, Glaube, und Hingabe ich in eine Geschichte, eine Idee investiere liegt an meiner Resonanzfähigkeit auf die Dinge und an meinen Spiegelneuronen. Letztere ermöglichen mir Empathie und Imitation. Ob die Imitation ein reines „Nachmachen“, ein blindes und unreflektiertes Nachfolgen bleibt oder ein kognitiver Lernvorgang ist, hat meines Erachtens nichts mit medialen Modellen und vorgelebten Bildern zu tun sondern ist – wiederum – abhängig von meinen eigenen kreativen Fähigkeiten der Veränderung und Umwandlung. Egal ob ich etwas „Er-Schaffe“ oder Umwandle – ich löse etwas auf, er-löse es und mache es heil. Da sind wir wieder mitten im „Glaubensbekenntnis“ – allerdings in unserem ureigenen, selbstverantworteten. Dass dies bis zur Selbstheilung führen kann zeigt dieser Film – gemeint ist dann das „Wunder Heilung“.
„Zentrierung“,Sensograph-Zeichnung, © Michaela Dreier
