„I´m a real artist“ sagt die blinde Fotografin Sonia Sobertas, nachdem sie auf ihre Leiterkonstuktion geklettert war, und fügt hinzu, „du verstehst erst, wie großartig Licht ist, wenn du erblindet bist“.
Auch ich fühlte mich am Sonntag wie Sonia Sobertas, glücklich angekommen oben auf der Leiter, als ich mit Luisa, Ilse, Marah und vielen Frauen und zwei Männern im Taglachinger Wirtshaus jodeln durfte. Ich und jodeln..„..was Michi, DU??…“ Ja genau, ich! 50 Jahre hat es gedauert, bis ich heraus fand, daß mir das viel Freude macht. Mir, die ich ab der Schule zu hören bekam, ich könne absolut nicht singen. Wenn du das über Jahre wie ein Mantra hörst, dann glaubst du es. Obwohl ich mit meiner „Tante Anni“ beim Putzen, Kochen und Werkeln zu Hause immer gesungen habe – besonders gerne das „Brotzeit-Lied“. Doch dann hat es mir sozusagen die Stimme verschlagen und ich hab nur noch alleine laut im Auto gesungen.
Mit Luisa habe ich vor 3 Jahren zum ersten mal erstaunt entdeckt, es geht doch. Auf unkonventionelle Weise hat sie im Rahmen einer Lesung den Frauen vermittelt, wie man aus einer Tonfolge und Lautreihe einen Klangteppich mischt und hat aus Zuhörerinnen Sängerinnen „gezaubert“. Und ja, ich treff die Töne (meistens) – aber viel wichtiger: da geht mir das Herz auf! Liegt vielleicht daran, das ich nichts sollen brauch und nicht müssen muß. Ich merke offenbar erst, daß mir etwas fehlt, wenn es endlich wieder da ist und Raum bekommt. Lieber spät als nie – ganz lieben Dank an Ilse und Luisa!
Das Abendlicht gestern drüben am Hochfelln war dann besonders schön!

