Rück-Schlüsse

95% unserer Informationen erhalten wir nicht aus erster Hand –  also im Gespräch, aus eigenen Eindrücken, Beobachtungen und Erlebnissen –  sondern auf Grund von Informationen von außen, von vorgefertigten Meldungen und Meinungen.  In einer Informationsgesellschaft ist dies ja nicht grundsätzlich verwerflich – zumal wir selbst auch noch in der Lage sein sollten, letztendlich eigene (Rück)Schlüsse und Gedanken anzustellen. Wie die neuesten PISA-Ergebnisse zeigen kommt aber genau diese Fähigkeit unseren Schülern und Kindern abhanden da sie Texte zwar lesen, aber nicht deren Inhalt verstehen und in eigenen Worten wieder geben können – und alle wundern sich darüber.

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…große Eis-Lampe im Garten sorgt für erhellende Gedanken, da geht sogar  „Aisha“ ein Licht auf……

Als ich vor über 20 Jahren meinen ersten Beruf als Journalistin an den Nagel hängte, bzw. die Schreibmaschine mit dem Pinsel austauschte, war für mich klar: den freien Journalismus gibt es  nicht mehr. Erst kürzlich mußte ich mich wieder für diese Feststellung rechtfertigen. „Frei“ bedeutet für mich, Informationen weiter zu geben und Zusammenhänge aufzuzeigen –  das Kommentieren und das Herauslesen oder Hineininterpretieren einer eigenen „Wahrheit“ obliegt dann dem Leser.  So wie in der Kunst dem Betrachter. Marlene Dumas stellt in ihren „tronies“ die Mediengesellschaft zur Diskussion, sie erläutert nicht, erklärt nicht, interpretiert nicht – das überläßt sie den Besuchern der Ausstellung . Nur wird diesem das Verstehen dieser Bild-Sprache nicht auf dem Silbertablett serviert – ein „Einlesen“ in die Thematik, in die Biographie der Künstlerin , ein Hintergrundwissen zum Zeitgeschehen ist da schon erforderlich! ( Ich kann allen die im Eintrittspreis enthaltene öffentliche Führung nur empfehlen!) Was der Betrachter aber dann daraus macht, welche Gedanken er anstellt und welche Konsequenzen  er daraus zieht, das gibt sie gänzlich aus der Hand – Kontrolle abgeben, wer macht das noch in einer Zeit des Kontrollwahns? Das verunsichert und verstört. Dass Kunst und Journalismus doch sehr nah beieinander liegen zeigt mir die Aufregung um wikiLeaks und den Mitbegründer Julian  Assang. Ungefiltert und unkommentiert Informationen zur Verfügung stellen verunsichert und verstört, meist auf allen Seiten. Und was stört muß weg! Da hats die Kunst dann wieder leichter: sie darf tun und lassen was sie will und muß halt schaun wie sie dann überlebt. Zumindest die Kritische. Denn je seichter und unterhaltsamer, umso förderungswürdiger.Wirklich ärgerlich macht mich nämlich die 8-Milliarden-Frage: so viel kostet dem deutschen Staat die Subventionierung von ARD und ZDF. Da muß ich mitbezahlen, egal was ich davon halte und wie oft ich schaue. Subvention leitet sich direkt aus dem lateinischen  Verb „subveniere“ ab – dem „zu Hilfe kommen“ , nur frage ich mich schön langsam, was kann da noch helfen? Aber dazu hat Harald Mertenstein im Zeit-Magazin vom 2.12. schon einen wunderbaren Kommentar geschrieben : http://www.zeit.de/2010/49/Martenstein

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