Viel Glück! + Ursachenforschung!

Ein sehr ergiebiges Thema ist das der Korrelation von Umwelteinflüssen, der Lebensweise, von Genen und das der selbst bestimmbaren Faktoren bei der Entstehung von Krebs. Im Hinblick auf unsere Familiengeschichte wurden bisher nach eingehenden Tests die für Brustkrebs mit verantwortlichen, bisher bekannten Gene ausgeschlossen. Zur Lebensweise: ich bin seit meinem sechzehnten Lebensjahr Vegetarierin, (eigentlich „Pescetarier“, denn hin und wieder esse ich gerne Fisch) ernähre mich gesund, bewußt, meist biologisch. Ich kann Kochen – Fertiggerichte gibt es höchst selten. Die Freude am Kochen und an guten Lebensmitteln ist bei uns Familientradition, das Kochen habe ich u.a. gelernt bei meiner Mutter und meiner Großmutter. Gemüse, Salate und gutes Öl gehören dazu, schon immer, das Ganze als eine Mischung aus bayerisch-österreichischer-mediterraner Kost. Umwelteinfluß und Lebensweise „Essen“ können also schon mal abgehakt werden, bei jeder von uns. Alkohol? In Maßen ja, gerne zum Essen. Rauchen? Meine Großmutter war starke Raucherin, vermutlich starb sie an einem Lungenrezidiv, wurde aber über 80 bei viel Lebensqualität bis kurz vor ihrem Tod. Sie hat sich unmittelbar nach ihrer Diagnose das Rauchen abgewöhnt und 20 Jahre durchgehalten. Meine Mutter hat wohl früher mal geraucht, es aber auch schon längst bleiben lassen. Ich selbst hab nie geraucht. Bewegung und Sport an der Luft? Oma war und Muttern ist noch immer Skiläuferin durch und durch. Ich war früher Reiterin, bin heute mit den Hunden täglich draußen und viel unterwegs – zu Fuß, bergauf, bergab, querfeldein. Ins Schwitzen und Meditieren komme ich beim Arbeiten im Garten, regelmäßig! Graben und Werkeln im Garten wurde mir ebenfalls in die Wiege gelegt, ebenso wie das Schwimmen. „Couchpotatoes“ sind wir also alle drei nicht und nie gewesen. Kommt noch die Psyche, also die Psychosomatik, dazu. Da treffe ich voresrt noch keine Aussage, da ich mich in zwei zum Thema passende Bücher einlese sowie der Umzug in die Hirschau abgeschlossen ist.

Zum Thema Ursachen eines Krebsgeschehens habe ich heute  einen blog- Eintrag auf der Seite der Selbsthilfegruppe veröffentlicht: Glück spielt bei der Erkrankung bzw. Nicht-Erkrankung von Krebs eine nicht unwesentliche Rolle! „So das Ergebnis einer Forschungsarbeit dreier Wissenschaftler, die zunächst einen Zusammenhang zwischen Umweltfaktoren und den Mutationen von Stammzellen belegen wollten. Bei jeder Zellteilung ist das Risiko für eine Mutation erhöht und damit die Ursache für einen späteren Krebs. Anhand der Stammzellen der Organe und deren Zellteilungsrate konnte das Forschungsteam mathematisch errechnen, dass in manchen Geweben und Organen häufiger Krebs entsteht als in anderen.Verglichen mit realen Krebsraten in der Bevölkerung zeigte sich, dass tatsächlich zwei Drittel aller Krebsarten sich auf  Teilungshäufigkeit von Stammzellen zurückführen lässt – und dass die Erkrankung an vielen Krebsarten einfach nur “biologisches Pech” ist. Für immerhin 22 von 31 Krebsarten ist dieser Zusammenhang mit den Daten des Forscherteams  nachgewiesen.Demnach  sind zwei Drittel aller Tumore unter Erwachsenen die Folge zufälliger, spontaner Mutationen im Erbgut. Nur in einem Drittel der Fälle sind erbliche Vorbelastung oder Umwelteinflüsse die Hauptursache.

Bert Vogelstein Prof. f.Onkologie und Pathologie/ Cristian Tomasetti, Prof f.  Biomathematik, Biostatistik and Krebs-Genetik /Martin Nowak, Prof. f. Biologie und Mathematik, Quelle:sciencemag.org  und : zeit.de/wissen/gesundheit

Dass sich in der weiblichen Brust durch die ständige stattfindene Veränderung, die sich monatlich wiederholt, eine häufige Zellteilung stattfindet, ist klar. Nun stellt sich mir aber die Frage: warum ist die Brustkrebsrate bei Frauen der westlichen Welt deutlich höher? Die Epidemologie zeigt , dass weltweit große Unterschiede in der Erkrankungshäufigkeit bestehen. Die höchsten Erkrankungsraten werden in Nordeuropa, den USA, Australien und Neuseeland beobachtet. Eine Frage von Glück und Pech? Oder doch auch der Umwelteinflüsse?

Wie dem auch sei:

Ich wünsche allen ein zufriedenes, gesegnetes 2015 – ebenso Glück und Zuversicht!

338B„2014“,Mischtechnik auf Papier, © Michaela Dreier

2014, rückblickend  ein Jahr der Veränderungen!

„Öffne der Veränderung Deine Arme, aber verliere dabei Deine Werte nicht aus den Augen.“ (Buddhistische Weisheit)

Zeit der Wunder

Nicht nur an Weihnachten ist die Zeit der Wunder! Diese geschehen immer wieder. „Als Wunder werden vom Vatikan nur noch unerklärliche Heilungen anerkannt. Dazu kommt es immer seltener…“ Ich kenne einige Menschen die nach einer Krebsdiagnose mit wenig hoffnungsvoller Prognose eigentlich nicht mehr leben dürften – das aber tun, und zwar schon über 15 Jahre beschwerdefrei. Leider tauchen diese Überlebenden in keiner Statistik auf – somit fällt ein durchaus relevanter Prozentsatz nicht ins Gewicht -was wiederum bedeutet, Statistiken kritisch zu hinterfragen. Meinen Lesern wünsche ich jedenfalls viele große und kleine Wunder und viele wunderbare Momente!

Ausblick„Weitblick“, Mischtechnik auf Papier, © Michaela Dreier

 

Bild-Betrachtung

Der Genexpressionstest vom Tumorgwebe meiner Mutter ergab, dass dieser nicht auf eine Chemotherapie ansprechen würde – was den G1-Status bestätigt. Auch eine Bestrahlung – Radiotherapie – macht wenig Sinn, da diese sich in erster Linie gegen Lokalrezidive richtet und der Vorteil in ihrem Fall mit Bestrahlung bei gerade mal 3,3 % liegen würde – im Hinblick auf die Nebenwirkungen und Strapazen zu wenig. So hat sie sich klar dagegen entschieden. Zumal sie in den letzten Jahren bei einigen Freundinnen die Verbrennungen während einer Bestrahlung miterlebt hat. Vor einer Woche hat sie mit der „Antihormonellen Therapie“ begonnen, nimmt ein Medikament, das die Rezeptoren der Hormone, an die der Tumor andocken würde, blockiert. So wird das Wachstum eventueller Rest-Tumorzellen unterbunden. Auf den Skiern steht sie noch nicht – was aber am Schneemangel liegt. Sie ist wieder mobil wie zuvor und kommt morgen zu mir, um den Verlauf des Umzugs zu begutachten.

Wir beide hatten die Chance der Früherkennug – und erfahrene Diagnostiker. Sicher ein Glück, denn dass die rechtzeitige Erkennung ein wichtiger Bestandteil im Kampf gegen Brustkrebs ist und es gerade im frühen Stadium erfahrene „Bild-Betrachter“ braucht, ist keine Frage. Frau kann diese Chance auch nur nutzen, wenn sie regelmäßig zur Vorsorge zum Gynäkologen geht – zum jährlichen Ultraschall z.B. und gerade bei Frauen vor den Wechseljahren sehr wichtig, denn die Mammographie läßt bei einem Gewebe, das sich monatlich mehrmals verändert, meist wenig erkennen. Auf dem blog der Selbsthilfe habe ich auch was zum Mammographie-Screening für Frauen ab 50 verfasst.

Im Moment beschäftige ich mich auch wieder mit den vielen einzelnen Faktoren, die zu einem Tumor führen können – Bewegung und Ernährung, Immunsystem und Gene, Verletzungen – äußere wie innere  – und somit die Psychosomatik. Zusammenfassung folgt….

Hades3_3aus der Serie „Mamma CA“, Monotypie auf Papier, © Michaela Dreier

Upgrading

Gerade als ich dachte, ich kann mich nun wieder etwas auf den Umzug konzentrieren, gab es noch einmal Aufregung und Verunsicherung um die Diagnose meiner Mutter. Vor zehn Tagen wurde sie operiert, alles ging gut. Während der OP wurde bei der „sentinal certification“ , der Überprüfung der Wächterlymphknoten, festgestellt dass diese nicht befallen sind – also kam die Entwarnung gleich schon am Tag der OP. Von Chemo war also keine Rede, auch nicht von Bestrahlung. Beim Abschlussgespräch mit dem Operateur hieß es plötzlich: in der Histologie der Lymphe wurde eine Mikrometastase gefunden, man empfehle eine Chemotherapie, eine Bestrahlung und danach eine Hormontherapie, das ganze Programm also. Bisher hatte meine Mutter während des ganzen Verlaufs trotz der vielen Auf und Abs die Diagnose und alles damit Verbundene gut gepackt. Doch das war zu viel – diese Nachricht war ein Schock und entsprechend ging es ihr. Leider fuhr sie alleine zu dem Nachgespräch, denn zuvor war ja bereits Entwarnung gegeben worden, sie war fit, fühlte sich gut. Sie rief unmittelbar nach dem Gespräch bei mir an und ich erkannte schon an der Stimme, das was nicht stimmt. Ich konnte sie ein klein wenig beruhigen, soweit das übers Telefon machbar ist.

Zum Thema „Mikrometastase“ sollte man wissen dass es sich dabei meist um eine sog. „disseminierte Tumorzelle“, DTZ genannt, handelt. Diese befinden sich in einem inaktiven Zustand, der G0-Phase des Zellzyklus und sind 0,2 bis 2 mm groß! Der Krebsinformationsdienst schreibt dazu: „So genannte Mikrometastasen, einzelne Zellen oder Zellverbünde von nicht mehr als zwei Millimetern Größe, lassen sich durch übliche Untersuchungen nicht nachweisen. Bildgebende Verfahren stoßen hier an ihre Grenzen. Krebsforscher hofften daher lange, mehr über die Prognose von Patienten über molekularbiologische Nachweise einzelner Zellen zu erfahren. Tatsächlich lassen sich verstreute Tumorzellen bei vielen Krebsarten inzwischen mit verschiedenen Verfahren nachweisen. Die Hoffnung, diese Tests in der Praxis zu nutzen, wurde zumindest bisher jedoch weitgehend enttäuscht. Nach bisherigem Kenntnisstand erlaubt der Nachweis einzelner Zellen nur bedingt Aussagen über die Prognose eines Betroffenen. Viele Untersuchungen belegen, dass einzelne Zellen nicht automatisch als Metastasierung angesehen werden können. Ihnen fehlt anscheinend oft die eigentliche Bösartigkeit, die sie befähigen würde, echte Tochtergeschwülste zu bilden. Auch verharren Tumorzellen häufig für längere Zeit oder sogar für immer in Ruhestellung. Gefährlicher wird es, wenn einige dieser ruhenden Tumorzellen beginnen, sich wieder zu teilen, eine Eigenschaft, die möglicherweise nur bei den sogenannten Tumorstammzellen vorhanden ist. Solange es nicht gelingt, die ruhenden sicher von den gefährlichen Zellen zu unterscheiden, haben Einzelzellnachweise keinen Stellenwert in der Krebsdiagnostik und Krebstherapie. Wesentliche Erkenntnisse erhoffen sich Wissenschaftler und Mediziner daher von der Forschung an Tumorstammzellen….“ Quelle: http://www.krebsinformationsdienst.de/grundlagen/metastasenbildung.php#inhalt3

Ein weiterer Aspekt: das Lymphsystem unseres Körpers ist ein wichtiger Bestandteil des körpereigenen Abwehrsystems (Immunsystem), sozusagen ein Drainagerohr-System des Gewebes. Die Lymphknoten übernehmen die Reinigungsfunktion der Lymphflüssigkeit und bilden entsprechende Abwehrzellen wenn z.B. Viren angeschwemmt werden oder sie zerlegen Zelltrümmer oder anderweitige Partikel. Das Auffinden von „Mikrometastasen“ in den Lymphknoten ist keine Seltenheit und übrigens mit ein Grund, weshalb Patienten nur bei dringendem Verdacht in eine PET-Untersuchung geschickt werden. Ich möchte gar nicht wissen, mit wie vielen Mikrometastasen ich schon durchs Leben gelaufen bin. Übrigens ist bis heute nicht erforscht, wann, ob und wie häufig aus einer DTZ eine Metastase wird – man vermutet 1- 2%,eben aus jenen oben erwähnten Tumorstammzellen.
Zurück zu meiner Mutter: eine Mikrometastase eines G1-Tumors ist kein Anlass für eine Chemotherapie! G1 bedeutet: gut differenziertes bösartiges Gewebe („low-grade“), hohe Übereinstimmung mit Ursprungsgewebe, und: geringe Teilungsaktivität! Die Chemo greift aber nur während der Zellteilung ins Geschehen ein. Also wann soll eine Chemotherapie wirken wenn die Zellteilung nur sehr gering ist? Somit wäre dies bei einem G1-Befund eine Übertherapie. Der Onkologe meiner Mutter – der nicht ihr Operateur ist – und der sie weiter behandelt, hat jedenfalls schnellstens den Nachbefund der Histologie angefordert. Plötzlich wurde aus einem G1-Tumor ein „G1 auf G2“. Bei einem G2-Tumor ließe sich eine Chemo natürlich vertreten! Sehr seltsam, denn auf Nachfragen wurde bestätigt, dass der Tumor selbst molekularbiologisch „low grade mit hoher Übereinstimmung und geringer Teilungsaktivität“ klassifiziert blieb. Ich möchte nicht der Pathologe sein, der das dem weiter behandelnden Onkologen dann erklären musste. Denn auch der war mehr als erstaunt über dieses „up-grading“.

Was also macht eine Frau mit derlei Botschaften, wenn sie weder eine relativ gut informierte Tochter noch einen erfahrenen, engagierten Onkologen wie Dr. S. im Rücken hat?- genau – sie unterschreibt alles, läßt alles mit sich machen! Für mich ein Paradebeispiel, dass die Ängste der Frauen definitiv instrumentalisiert werden! Jedenfalls konnte meine Mutter in dem Gespräch mit dem Arzt noch sagen, dass für sie eine Chemo nicht automatisch in Frage komme, sie das erst abklären müsse mit ihrem Onkologen und man das doch austesten kann ob der Tumor überhaupt darauf anspricht. Ihr wurde entgegnet, dass man diesen Test gar nicht erst machen läßt wenn sie so negativ gegen die Chemo eingestellt sei. Ihr wurde noch etwas zum Unterschreiben hingelegt, irgendeine Rückerstattung von 2000,- €, aber um was genau es sich dabei gehandelt hat wußte sie nicht mehr. Sie hatte einen black-out, hat das auch so gesagt, blieb dann aber sich selbst überlassen. Was lerne ich draus? Kein Arzt-Gesprächmehr alleine führen,immer zu zweit hin fahren, und sei es nur ein „Nachsorgegespräch“.

desktop„Tanz auf dem Vulkan“,Monotypie auf Seidenpapier, © Michaela Dreier

Aktivistinnen

Meine Mutter ist wieder zu Hause – und sie hat sich vorgenommen bald wieder so fit zu sein dass sie auf den “Brettln ” stehen kann und die Hänge runter wedeln. Ich finde es ja nett vom Winter, dass er sich Zeit läßt und auf sie wartet. Jetzt heißt es nämlich vorerst einmal abwarten, was das Ergebnis der Histologie, die Auswertung des Gewebes, für Therapievorschläge bringt. Eine Therapie mit Tamoxifen, damit die Rezeptoren hormonabhängiger Tumore blockiert werden? Oder werden Aromatasehemmer vorgeschlagen, damit kein Östrogen mehr gebildet wird? Sicherlich wird auch über eine Bestrahlung diskutiert….wir werden sehen! Eines ist jetzt schon klar: Sport und sich viel an der Luft bewegen ist mit das effektivste Mittel, um einen Rückfall zu verhindern. “Sport ist so wichtig wie ein Medikament”, führte Dr. Doris Augustin beim Senologiekongress 2013 in München aus und “..bei Frauen mit hormonabhängig wachsendem Brustkrebs senkt Sport den Östrogenspiegel im Blut.” Dazu gibt es Langzeitstudien. Wie es ja überhaupt sehr viele Studien gibt rund ums Thema Krebs und besonders auch um Brustkrebs. Dass manche davon mit Skepsis zu lesen und interpretieren sind, ist meist weniger bekannt. Um tatsächlich aussagekräftige Informationen daraus ziehen zu können und um noch mehr rund ums Thema Brustkrebs zu wissen, gerade auch bezüglich aktueller Forschungsergebnisse,  habe ich mich zur Teilnahme am mehrtätigen “Kompetenztraining für Brustkrebsaktivistinnen” beworben und wurde tatsächlich genommen!

Dieses schöne Foto hat Susanne R. letztes Jahr im Dezember aufgenommen. Es ist jetzt veröffentlich in unserem schönen Jahreskalender 2015, den ich anläßlich der Jahresfeier unserer Selbsthilfegruppe vorgestellt habe und der auch über die Gruppe zu beziehen ist. Der Erlös kommt zu 100% unserem Verein zu Gute!

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Von Genen, Wächtern und „Lätschenbenes“

Drei Frauen einer Linie sind an Brustkrebs erkrankt. Zufall? Oder eine Frage der Vererbung, also der Gene? Um das herauszufinden ließ ich mich vor einem Jahr testen – da ahnte ich noch nichts von der Erkrankung meiner Mutter. Gründe für den Test gab es dennoch: bei meiner Diagnosestellung gab es diese Möglichkeit noch nicht. Bei jeder Nachsorgeuntersuchung bin ich zweimal im Jahr mit der Möglichkeit einer Zweiterkrankung konfrontiert – bei einer Mutation der Gene BRCA1 und BRCA2 steigt das Risiko um ein fünffaches. Auch viele Jahre danach stellt sich mir also die Frage nach dem Rest-Risiko – und zugleich nach Möglichkeiten der Vorsorge. Entsprechende Vorinformationen bekam ich auf dem Senologiekongreß in München 2013 und dem anschließenden 2. Symposium Familiärer Brust- und Eierstockkrebs vom „BRCA-Netzwerk“. Da wurden mir durch einen Vortrag von Prof. Alfons Meindl vom „Zentrum familiärer Brust- und Eierstockkrebs“ in München die Zusammenhänge in der eigenen Familienbiografie bewusst. Mit Angelina Jolies „outing“ , die sich als Trägerin eines mutierten Gens vorsorglich beide Brüste abnehmen ließ (Artikel hier), das Thema auch öffentlich diskutiert wurde und Frauen, die zu uns in die Selbsthilfegruppe kommen, gezielt danach gefragt haben, machte ich mich auf den Weg um die Voraussetzungen und Abläufe zu verstehen. Mit dem Familienstammbaum, diversen Diagnoseblättern und Unterlagen, ausgefüllten Fragebögen und Formularen im Gepäck fuhr ich nach München in die Sprechstunde der „Gynäkologischen Tumorgentik“ der LMU München ins Klinikum Rechts der Isar.

Kurz vor Weihnachten 2013 erhielt ich das Ergebnis: bei mir liegt weder eine Mutation des BRCA1-Gens vor noch des BRCA2-Gens. Doch wird weiter geforscht und eine Exom-Sequenzierung durchgeführt (das menschliche Genom besteht zu 1% aus dem Exom, auf dem die meisten krankheitsverursachenden Veränderungen zu finden sind) , um eventuelle genetische Ursache in meiner Familie aufzuklären.Wenn dann könnte eine  oligogene Ursache vorliegen,d.h. nicht eine einzige Genmutation ist verantwortlich, sondern 2-3 Genmutationen. Sollte dies der Fall sein hätte ich die Möglichkeit auf zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen wie z.B. ein MRT. Warum dies dann sinnvoll ist hat Prof. Alfons Meindl  auf dem Kongress und bei seinem Vortrag, zu dem wir ihn nach Traustein eingeladen haben, erklärt: “ Lästig werden diese mutierten Exome nur, wenn sie sich zusammen tun. Das ist wie am Dorf wenn die Falschen miteinander ins Wirtshaus gehen – dann fangen sie eine Rauferei an.  Einer alleine richtet gar nix aus, da lacht ein jeder nur wenn so einer auftaucht. Aber wenn sie zu fünft oder zu siebt kommen wird es kritisch, wenn die Lätschnbene plötzlich stark werden und mitmischen zahlt der Wirt meistens drauf.  Bei 35% der BRCA2- Mutationsträgerinnen liegt das Erkrankungsrisiko bei 20% ohne Lätschnbene, mischen diese aber mit steigt das Erkrankungsrisiko auf 70%.“  Hier ist der ganzen Artikel über den Vortrag nachzulesen:Gene+BrustkrebsProfMeindl.

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Monotypie: „alle in einem Boot“; © Michaela Dreier

Jedenfalls wurde meine Mutter heute operiert. Ich habe sie natürlich besucht. Ich fuhr in die Klinik, in der ich vor fast 10 Jahren selbst operiert wurde. Ich ging durch die Gänge – wie damals. Die Pflastersteine der Treppe – ein wohlbekanntes Muster. Auch die Cafeteria sieht noch genauso aus – ein „deja-vecu- Erlebnis “ ( schon mal erlebt -nicht nur gesehen oder geträumt).Nur die Rezeption wurde verlegt und modernisiert – so wie wohl einiges im Inneren der Klinik. Nur sind diesmal die Vorzeichen anders: selbst betroffen von der Diagnose wußte ich dass ich in guten Händen bin und alles medizinisch mögliche getan wird um den Brustkrebs sinnvoll anzugehen und zu therapieren.Ich hatte weder Angst noch Sorge ummich. Ist ein nahestehender Mensch betroffen ist die Situation anders: ich fühle mit – und sorge mich! Jedenfalls die wirklich gute Nachricht ganz zum Schluß: eine pathologische Untersuchung der Wächterlymphknoten ergab –  die Lymphen sind NICHT befallen!

Das Ende der Unschuld

Aus gegebenem Anlass habe ich mich dazu entschlossen , diesen blog weiter zu führen. Im Focus steht das Thema Brustkrebs mit all seinen Facetten. Zwar schreibe ich auch auf der Seite der Selbsthilfegruppe einen blog, doch poste ich dort hauptsächlich Termine und Fakten. Dieser blog hier, mein persönlicher blog“ – „my own private Idaho“ – wird mir Raum und Möglichkeit zur Selbstreflektion geben,  wird Plattform sein um Gedanken, Gefühle aber auch  Informationen und Erkenntnisse zu reflektieren. Neben Worten fließen Bilder mit ein – Collagen,Monotopien und Fotografien die ich vor 9 Jahrend während meiner eigenen Therapien anfertigte um das Thema zu „verarbeiten“.

Vor sechs Tagen notierte ich auf einem Blatt: „…Ein grauer, naßkalter Tag. Wir konnten viel erledigen heute. Dann kam die Nachricht, mit der sich erst mal nichts erledigt hat-Eva, meiner Mutter, wurde heute der Biopsie-Befund mitgeteilt: er ist positiv. Jetzt ist erst mal nichts mehr positiv. was für eine Nachricht! Denn auch die Option einer frühen Diagnose, einer guten Therapierbarkeit, all die Informationen und das Wissen darum ändern nichts an der Tatsache,dass ich in Sorge bin….“

„My private Idaho“- „Das Ende der Unschuld“ -wie passend! Mein unschuldiger Glaube der Unsterblichkeit, der Nicht-Verletzbarkeit endete 1980, vor 34 Jahren. Meine Großmutter bekam damals,mit 60 Jahren, die Diagnose „Brustkrebs“, und für kurze Zeit blieb die Welt stehen. Sie hatte es selbst ertastet, ging gleich zum Arzt, der Verdacht bestätigte sich. Sie kam in eine Klinik, wurde operiert,dann bestrahlt. Damals war der Behandlungs-Standard ein ganz anderer, im Vergleich zu heute kam es einer Verstümmelung gleich. Sie mußte eine  Kobalt-Bestrahlung, eine sog. „Ultraharte Bestrahlung“ über sich ergehen lassen- Welten liegen zwischen damals und einem Linearbeschleuniger heutiger Zeit! Im Nachhinein besehen und im Vergleich zu heute wurde sie „übertherapiert“, wie mir ein Arzt mitteilte der damals dem Team angehörte. Leider finde ich keine genauen Unterlagen mehr  über den  pathologischen Befund des Tumors meiner Großmutter. Zugleich konnte ich miterleben, wie sie nicht klein beigab, sie selbst blieb – elegant, aufrecht, willensstark. Contenance war ihr Motto. Sie blieb nur kurz zu Hause, ging bald wieder zur Arbeit – Geschäftsfrau durch und durch. Allerdings hatte sich eines geändert: sie fing an sich ihrem Garten zu widmen, sich Auszeiten,Urlaube und Reisen zu gönnen. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg: Kreta, Mallorca und die Toskana haben wir bereist, Land und Leute,Küche und Kultur erlebt. Sie hat mir vorgelebt: daran stirbt man nicht, das Leben wird schöner-und intensiver! Als ich meine Diagnose im Januar 2005 bekam war ich also schon darauf vorbereitet.

Das Thema „Brustkrebs“ wurde in unserer Familie offen besprochen und diskutiert, wir waren sensibilisiert und nutzten die Möglichkeiten der Vorsorge und Früherkennung. Bei mir war es der Zufallsbefund eine Mammografie, die erkennen ließ: da stimmt was nicht. Ich war 40 Jahre alt. Obwohl es eigentlich heißt, daß bei „jüngeren Frauen“ eine Sonografie aussagekräftiger ist. Bei meiner Mutter wurde im Ultraschall erkannt, was in der Mammografie nicht lesbar war-  und eine Biopsie angeordnet. 3 Frauen, 3 Generationen, 3x Brustkrebs -und 3 unterschiedliche Arten der Entdeckung bzw. Diagnostik.

Zellcodierungaus der Serie „Mamma CA“, Monotypie auf Papier, © Michaela Dreier

Worte wie Wolken

Dies ist der 333. Eintrag, seit ich im Februar 2009 begonnen habe diesen blog zu schreiben. Und es wird vorerst der letzte sein!!  Themen „rund um den Hund“  findet ihr bereits auf meinem „Hunde-Blog“, die Themen Brustkrebs und Gesundheit auf dem blog der Selbsthilfe und Themen rund um die Kunst + Kunsttherapie sind demnächst auf meiner dann neu gestalteten Kunst-Seite zu finden – eventuell mit integriertem blog! Wer sich weiterhin kritisch weiterinformieren möchte findet bei den Netzfrauen sicher das entsprechende Portal.Wer Lust auf feine, vegetarische und oft überraschende und schnelle Küche hat findet an 365 Tagen viele schöne Bilder und Inspirationen – oft mit wunderbaren links auf ähnliche Seiten.Wer hin und wieder seine eigenen festgefahren (Denk)Schienen hinterfragen möchte und sich wachrütteln lassen will, dem lege ich Salamandras Tagebuch ans Herz. Ihr werdet also sehr gut auch ohne mich über die Runden kommen! Wer mit persönlich schreiben möchte kann mir mails schicken an:  m3er@michaeladreier.de

PalmaWolkenWolken über dem Meer,La Palma,© Michaela Dreier

Ich verabschiede mich auf dieser Seite mit den Worten von Tich Nhat Hanh:

„…Betrachten Sie einen Orangenbaum, erkennen Sie, dass der Orangenbaum schöne grüne Blätter, wohlriechende Orangenblüten und süße, saftige Orangen produziert. Das sind die Dinge, die ein Orangenbaum der Welt anzubieten hat. Bei einem Menschen ist es genauso….. Wir können, wenn wir tief in den gegenwärtigen Augenblick hineinschauen, sehen, dass wir Gedanken, Worte und Handlungen produzieren. Der buddhistischen Tradition zu folge sind unsere Gedanken, unsere Worte und unsere Handlungen unsere wahre Fortführung…. sie sind von uns geschaffene Energien, die noch lange weiterexistieren werden. Wir können eine gute Fortdauer dadurch sicherstellen, dass wir gute Gedanken, Worte und Taten schaffen…“ Tich Nhat Hanh setzt den Gedanken fort indem er darauf verweist, “ es gibt keine Geburt und keinen Tod…… so wie auch eine Wolke nicht sterben kann…“

 

Coexistenz und Verantwortung

Tiere2

Das Bild zeigt Tiere, mit denen ich in den letzten Tagen unmittelbar in Kontakt war. Seit dem Vortrag von Martin Ott  im Frühjahr in Weibhausen bin ich immer wieder mal am Nachdenken und Philosophieren, was genau mein Verhältnis zu Tieren ausmacht. Heute hat ein Freund gefragt, warum ich mir das z.B. mit den Bienen antue. Die Antwort ist einfach: weil ich es für eine meiner Lebens- und Kulturaufgaben halte, gerade auch im spirituellen Sinn, den Tieren die mich umgeben ein möglichst wesensgerechtes Leben zu ermöglichen. „Antuen“ klingt nach Arbeit – ist es teilweise auch wenn man es verantwortungsvoll betreibt. Da ich aber keinen Honigertrag im Visier habe biete ich den Bienen einfach eine Lebensgrundlage an – sie können nur noch in der Obhut von Menschen überleben!  Heute morgen bei der Durchsicht der Waben hatte ich meine Freude am lauten Summen und Brummen und an dem unverwechselbaren Duft, den ein Bienenstock bei Wärme verströmt. Auf dem Land ist mir dies möglich – eine Chance, die ich nutze! Schon als Kind und Jugendliche brachte ich Tiere heim die ich am Wegesrand fand: Mäuse, Vögel, Eidechsen,junge Enten, auch mal eine kalifornische Wasserschildkröte die ob ihrer Größe ausgesetzt wurde aber den Winter nicht überlebt hätte. Die 3 Hunde, die ich damals immer wieder betreute, haben sie am Wegesrand entdeckt. Im Rücksack nahm ich sie mit und pflegte sie, suchte und fand einen tollen Platz für sie in einem riesigen Terrarium unter Ihresgleichen, betreut und aufgebaut von einem echten Spezialisten. Die jungen Enten brachten wir durch und setzten sie wieder aus. Wir – weil meine Eltern und mein Bruder mit beteiligt waren, auch wenn sie von meinen Fundstücken nicht immer begeistert waren. Von den Fledermäusen , Mäuse und Eidechsen haben sie nichts mitbekommen. Aber „unschuldig“ waren sie dran nicht, denn sie haben es mir mitgegeben auf den Weg:  Respekt und die Achtung vor den Tieren und auch die Verantwortung, die dafür zu übernehmen ist. Nie ging es darum zu sagen oder zu meinen „mein“ Tier, im Sinne eines besitzen wollens, sondern immer auch die Art an sich zu sehen und das Tier als Wesen mit Rechten. Da habe ich natürlich auch viel gelernt durch das Beobachten der Tiere und Befragen der Menschen, die sich intensiv damit befassen.Vom Großvater habe ich gelernt, daß Tiere wichtige Nahrungslieferanten sind: Enten und Gänse rupfen, Rehe aufbrechen und Fische fangen und töten durfte ich selber schon früh machen. Auch wenns nicht immer schön war – auch das ist eine Art von Spielregeln. Und:man ließ mich machen: Be-greifen in jeder Hinsicht! Wichtig war dabei immer: der Dank ans Tier und der Respekt vor seinem Tod. Nein, ich habe keinen Schock davon getragen oder bin dadurch verroht (so die geäußerter Befürchtung so mancher Mitbürger über den Bogensport auf 3D-Pacouren, die davor warnen Kinder dorthin mitzunehmen damit diese nicht zu Kriegs- und Tötungsspielen annimiert werden…. während ihre Kinder am PC sitzen und virtuelle Games spielen). Will heißen: ich hatte das Glück mitzuerleben, daß das Leben draußen statt findet, daß es Regeln gibt und Verantwortung keine Worthülse ist und jeder dafür einzustehen hat. Das hat mich geprägt – und deswegen überlege ich mir auch als Vegetarierin ( genauer gesagt „Pescetarierin“, denn Fisch mag ich ganz gerne mal!-nach dem Motto: ich esse,was ich selber töten kann)  sehr genau, woher  meine Nahrungsmittel kommen, wie artgerecht die Haltung  ist, z.B. bei Milchprodukten und Eiern,  und welche Konsequenzen der Anbau mit sich bringt. Nein, ich bin kein „Gutmensch“ – aber Teil eines größeren Ganzen. Ich bin auch kein Hundeflüsterer oder  Bienenflüsterer ( sehr informative HP!) – für andere mag das zutreffen, für mich nicht-Ich flüstere ihnen nämlich nichts – sondern höre lieber zu und versuche zu verstehen, was SIE zu sagen haben!

Heilkunst der Rose

Morgen  ist das Rosenfest in Trostberg. Heute konnte ich schon einen Blick in den – voll erblühten – Rosengarten werfen: Farbe und Duft sind einfach umwerfend. Natürlich ist die Rose die Hauptdarstellerin im Programm: 10 bis 14 Uhr Rosen- u. Pflanzenmarkt/ 10 – 17 Uhr Rosenwerk: „Alles aus der Rose“ zeigt was man aus Rosenblüten alles herstellen kann/ 10:30 Uhr und um 17:00 Uhr findet eine fachkundige  Führung mit Marita Protte durch den Rosengarten statt/um 11 Uhr ist eine Martinee der Musikschule zu hören und von 14 bis 17 Uhr gibts Musik in allen Ecken, um 16 Uhr dann Kreistänze inmitten der Rosen. Für das leibliche Wohl sorgt das Cafe im Kindergarten und Mittags gibts Schmanckerl. Tja, und dann um 14:00 Uhr findet der Vortrag mit Prof. Wabner aus München über die „Heil-Kunst derRose“ statt. Jahrelang hat es gedauert bis wir, sie Selbsthilfegruppe, ihn ins Chiemgau einladen konnten, jetzt hat es in Kooperation mit den Trostberger Rosenfreunden endlich geklappt. Ich freue mich sehr drauf! Der Eintritt ist frei!

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Dietrich Wabner, Professor für Chemie, arbeitet seit vielen Jahren praktisch und wissenschaftlich mit etherischen Ölen. Sein besonderes Interesse gilt den Rosenölen. Er hat in seiner Analysensammlung über 40 Rosenöle weltweiter Produktion untersucht und charakterisiert. Sein Vortrag über dieses Thema findet um 14:00 Uhr in Trostberg im Atrium im Museum direkt neben dem Rosengarten statt.