Juni-Review

Juni – der Monat der Fülle! So auch in meinem Leben – daher hatte ich wenig Zeit für Blogeinträge – aber jetzt: im Schnelldurchlauf…..
Gestern beim Kritzeln und Zeichnen in der Natur mit meinen Patienten wieder einmal mein Erstaunen, wie hoch doch der Maßstab angesetzt wird, wie groß die Angst vor dem Scheitern und dem Nicht-Genügen ist, selbst bei Erfahrungen – wie eben dem Zeichnen unter den Bäumen – die man so noch nie gewagt, gemacht, getan hat. Sofort ist da der Anspruch was Perfektes abzuliefern ( die Aufgabe war „wehe ich Erkenne etwas“) und die Unzufriedenheit, die sich am Ergebnis orientiert, machte nur zaghaft der Freude am Tun und dem Erleben Platz. Die Hirnwäsche einer Leistungsgesellschaft greift nachhaltig!
Der hohe Anspruch ans eigene Tun war Thema des Wochenendes, das besonders durch den Nachmittag mit Luisa Francia geprägt war. Setze dir einen selbstgeflochtenen Blumenkranz auf, spaziere durch Traunstein, setze dich auf eine Bank unter den Arkaden, beobachte die Reaktionen der Menschen – eine schamanisch, närrische Performance die man so nie planen könnte und die mir noch jetzt ein Lachen ins Gesicht zaubert. Die Quintessenz für mich des Nachmittags mit Luisa: Grenzen ausloten, bewahren, beschützen, einreißen (selbstbestimmt!) , kann ich nur, wenn ich diese überhaupt erkenne und wahrnehme. Also ist immer wieder das Hineinhören und spüren gefordert: wo sind meine Grenzen ?! Was lasse ich zu und was nicht, wo gebe ich die Konformität auf zu Gunsten meines Eigensinns? Ob mit Worten – hier verweise ich auf das Seminar im Dezember mit Luisa in Goldegg – mit dem So-Sein, mit Bildern und Aktionen, mit dem Verweigern, dem Nein das zum Ja zu sich selbst wird – immer wieder ist dieser Weg zu gehen und zu entscheiden. Denkanstöße und Inspirationen zur Umsetzung, z.B. für Rituale, gibt es in den  Büchern von Luisa Francia zu Genüge!
Wer anders ist, aus der Norm fällt, der provoziert.“Provokation heißt immer auch: jetzt wird etwas lebendig“, so Beuys in dem Doku-Film der derzeit in den Kinos läuft. Mein Tip: ansehen! Seit ich „Zeige deine Wunde“ in München im Lenbachhaus vor 25 Jahren sah, befasse ich mich mit Beuys und dem künstlerischen Anspruch der Verarbeitung des persönlichen ( lat. persona -Mensch, Maske, Rolle) Erlebens.Lebendig sein und werden, das ist die Natur im Juni von sich aus, einfach so. Licht und Wärme sorgen dafür, alles blüht. Der ganze Monat schenkt mir Kräuter in großer Fülle. Das Mädesüß ist für meine Bienen und für mich besonders heilsam. Für die Bienen, weil sie in der grünen Wüste der hochgedüngten Kraftfutterwiesen rund um Hirschau, verhungern würden. Gut daß sie fliegen können! Das Mädesüß aber steht in großer Fülle direkt angrenzend bereit – endlich Nektar vor der Tür! Für mich ist das Mädesüß Basis eines wunderbaren Sirup, den ich das ganze Jahr über verwende und weil mir die Blütendolden, frisch oder getrocknet, natürliche Lieferanten der Salicylsäure sind. Ich versuche ja immer noch, auf verschiedenen Wegen meine Migräne in den Griff zu bekommen….
 

Ein paar Blütendolden mit etwas Honig oder braunem Zucker und Zitronenscheiben ansetzen, paar Rosenblüten dazu – fertig ist meine Sommerlimo. Sommer war es gefühlt schon fast den ganzen Juni – offiziell beginnt er ja erst jetzt. Dieser Frühsommer hat meine, vom Frost bereits ausgemerzt geglaubten Rosen, wieder wachsen und blühen lassen. Welche Freude! Mein kleines Sommer- Wunder!   Schon werden die Tage langsam wieder kürzer – die Bergfeuer und Johannifeuer erinnern daran. Dafür mußte der arme Johannes seinen Kopf lassen, damit die Kirche ein Fest sich einverleiben kann, das vermutlich so alt ist wie die Menschheit selbst und bei uns der Keltischen Göttin Litha ( Infos bei artedea.net ) gewidmet war. Viele „Johannis“bräuche  wie z.B. ein Bad im Morgentau, im Brunnen oder dem nahegelegenem See, das Pflücken und Binden eines 7-Kräuter-Straußes oder Kräuterkranzes, das Backen von Hollerkiachen am Hollertag oder eines Johanniskuchens, verweisen auf den tatsächlichen Ursprung.
Jedenfalls geht es jetzt wieder „bergab“ mit den Tagen. Den ewigen Zyklus von Werden und Vergehen habe ich mit Kollegen der Klinik bei einem 2-Tages-Selbsterfahrungs-Seminar Anfang Juni in vielen Aspekten beleuchtet. Da kam mir auch mein Text von der Begegnung mit dem Tod wieder in den Sinn, den ich vor einiger Zeit mal verfaßt habe. Eine besonders urwüchsige Erfahrung, die mich an diesem Wochenende sehr geerdet hat,  war die Begegnung mit den Auerochsen bzw. einer Rückzüchtung dieser Ur-Tiere in den Innauen – und dem Erleben eines besonderen Ortes. Dazu demnächst mehr…