So sieh doch, meine Tochter, dich in den tausend Farben des Aquamarin,
auf dass du dich meiner erinnerst,
auf dass du meiner gewahr bleibst,
auf dass dir die Heimkehr gewiss ist...
(nach M.Lautenschlag…)
Das erste was mir gestern bei der Ankunft auffiel: die Flagge Elbas trägt als Hauptmotiv eine rote Banderole mit 3 goldenen Bienen. Napoleon hat sie 1813 auf seiner Überfahrt auf die Insel entworfen.warum wohl? Jedenfalls sind hier neben der kleinen sehr rustikalen Hütte, in der wir seit gestern Nacht wohnen, auch mehrere Bienenkästen – sonst weit und breit niemand…dafür hats reife Trauben und Feigen, Kräuter, den Duft von Pinien,Lorbeer und Eukalyptus, Meerblick und:jede Menge Regen! Morgen soll es schon besser werden….
Damit mir niemand auf die Idee kommt dies würde ein reiner Koch-blog werden , zeige ich gleich mal eines meiner neuen Bilder. Diese sind entstanden in den letzten beiden Tagen, die Technik nennt sich Enkaustik und die Akademie Wildkogel hat einen entsprechender Kurs angeboten, Kursleiterin war Ulrike Ickler. Ich habe nicht auf die fertigen Enkaustik-Farben zurückgegriffen sondern meine eigenen Farben hergestellt und damit experimentiert. Die Basis der Farben ist Bienenwachs, ein Härter (Dammar oder Canaubawachs) und Pigmente. Skizzenzeichnungen von mir und Fundstücke – wie in dem Bild unten eine (begonnene und nicht weiter gebaute) Wabe meiner Bienen – kann ich somit einarbeiten.
© michaela dreier / „homage dem bien“ / encaustik, oilstick + graphit auf Holz / 40cm x 40cm
Weiter gehts – mit Birnen. Diesmal der Slogan: schenkt das Leben dir Birnen – mach Strudel draus! Während es in meiner Küche blubbert und brodelt da Hollekoch und Holler-Zwtschken-Marmelade auf dem Herd stehen, bekomme ich eine Tüte sonnengereifter, voll aromatischer Birnen geschenkt. Sie sind ein Gartengruß vom Hans, Bio-Bauer vom Sonnenhof in Cieming. Dieser Arche-Hof ist eigentlich ein Mekka für all jene, die Fleisch bester Qualität zu schätzen wissen – die Rinder sind am Hof geboren, artgerecht am Hof auf den Wiesen über dem Chiemsee zu Füßen der Alpen aufgewachsen und sie werden auch am Hof geschlachtet. Auch wenn ich es selbst nicht esse – ich bereite dieses Fleisch gerne zu denn der Geruch ist auch für mich sehr angenehm ( und das will was heißen – denn als ich vor 30 Jahren Vegetarierin wurde war das vorallem auch eine Entscheidung meiner Nase! )
Doch zurück zu den Birnen die nicht eingeplant waren. Sofort fiel mir der Birnenstrudel meiner Großmutter ein – ein Gedicht und legendär, dereinst wurde er sogar in einem Burghauser Kochbuch veröffentlicht. Da die Birnen vom Sonnenhof recht saftig sind und der echte Strudelteig dann oft zu dünn wird, habe ich mich zu einem etwas dickeren Teig auf Öl-Quarkteig-Basis entschlossen: 100g Zucker mit 2 Eiern verquirlen, 150g Quark dazu, 100g Speisestärke, 1 Teel Backpulver und so viel Mehl (ich mische immer Dinkel, Weizen und Emmer) daß sich der Teig gut kneten und ausrollen läßt (also ca. 400g Mehl) – das ergibt dann zwei Strudel. Den Teig ausrollen ( auf einem bemehlten Geschirrtuch), Birnenschnitzel drauf, etwas Semmelbrösel, ein Hauch von Zimt, etwas Milli-Rahm (Quark mit Sahne und Yoghurt vermischt) dazu, einrollen, in die Form geben ( geht einfach mit Hilfe des Tuches!), ein Gemisch aus Milch und Butter drüber und ca. 1 Stunde backen (zuerst bei 200 Grad, nach 20 Minuten runter schalten auf 180 Grad). Vanilleeis dazu,Puderzucker drüber und als Krönung ein Klecks Hollerkoch – ein Gedicht!
Die Verästelungen in unserem Gehirn sind genau so mächtig wie die Äste dieser 150 Jahre alten Esche (Baumburg,Altenmarkt) – allerdings um vieles mehr verzweigter. Auf arte lief gerade eine zweiteilige Dokumentation über neurowissenschaftliche Erkentnisse zum Thema Bewußtsein – oder besser zum Unbewußten. 95% unserer Handlungen und Impulse, Emotionen und Erfahrungen finden unbewußt statt. Die Ratio schmilzt auf 5%! Statt auf Intuition setzt unser ganzes Schul- und Lehrsysthem, unsere Werte – und Beurteilungsgesellschaft auf genau diese 5% …… – oder doch nicht?.. Denn: wenn du denkst du denkst dann denkst du nur zu denkst…..
Teil 1 über die „Magie des Unbewußten“ ist nicht mehr in der mediathek verfügbar wird aber am 7. September noch mal ausgestrahlt! Teil 2 über die „Macht des Unbewußten“ ist noch eine zeitlang verfügbar.
Dan Flavins Lichtinstallation in der Königsklasse-Ausstellung auf Herrenchiemsee weist den Weg zum Himmel – in im Gebäude in großer Zahl hausenden Fledermäuse finden ihn einfach so!
Sigmar Polkes Bilder gefielen mir schon in der Pinakothek der Moderne immer wieder – egal bei welchem Licht ( und das ist wichtig wegen der sich verändernden Oberfläche) – und hier ganz besonders! Daß er mit seinen Linien – Fragmenten Albrecht Dürer zitiert habe ich erst jetzt begriffen!
„Kunst ist Magie, befreit von der Lüge, Wahrheit zu sein.‘‘ Theodor W. Adorno
„floating“ – Aufnahme eines Stills, © Michaela Dreier, 2013
„Das zeichnet ein originäres, poetisches Bild aus: es besteht aus Banalem, das ins Unerhörte gewendet ist…Wenn Sie das Poetische genau auf diese Wahrheit hin in Sprache oder Bilder übersetzten müssen sie dafür den Kopf hinalten, und das berührt immer wieder ihre Existenz…..“ (Rainer Kunze – portrait auf br2)
Diese Zeilen treffen sehr genau auf Franz Wassermann zu, den ich kürzlich in Innsbruck besucht habe und der mit in seinem Atelier die neuen, noch unveröffentlichten Bilder zu „my livingroom“ gezeigt hat. Diese seine Bilder anzunehmen und als das wertzuschätzen, was sie sind, fällt wohl vielen schwer. Franz, der bisher durch seine Aktionen und Porjekte unbequeme Themen in die Öffentlichkeit bachte, zeigt jetzt eine stille Seite, auch reduzierte Zeichnungen tauchen auf – und knüpfen an an seine ganz frühen Arbeiten.
Was Kunst meint und transportieren kann wird heute kaum mehr über das reine Abbild nachvollziehbar. Das wurde mir sowohl in der „Königsklasse“ auf Herrenchiemsee als auch heute im „Maximum“ in Traunnreut bewußt. Es geht um die biografischen Lebenssituationen und Hintergründe der Künstler die über ihre Arbeiten das zeigen, was sie im Innersten bwegt. Einfach anschauen, konsumieren und einordnen geht nicht. Hinsehen und nachfragen, nachlesen ist ein Teil davon. – und natürlich das, was mich spontan anspricht, womit ich selbst in resonanz gehe.