…zum Fressen gern….

Nach dem ersten eßbaren Grün von Giersch, Brennessel und Löwenzahn folgt jetzt die eßbare Blütenpracht. Magnolieblüten lassen sich – auch pikant – füllen wie Zucchinieblüten. Die üppige Magnolie oben steht im Garten meines Bruders, wurde seinerzeit gepflanzt von mir und meiner Großmutter. Im Garten meiner Mutter steht eine rießige, dunkelrote Magnolie – für eßbare Deserts ideal geeignet! Meine kleine Sternmagnolie hat den Umzug und den heurigen harten Frost kaum verkraftet – mir aber immerhin als „Lebenszeichen“ eine einzige Blüte geschenkt. Zurück zur Gaumenfreude: auf diesem wunderbaren Rezepte-blog von Susanna Bingemer gibts es Milchreis mit Magnolienblüte. Wenn ich Milchreis koche, dann immer gleich mehr, um aus der 2. Hälfte für den anderen Tag einen „Reisauflauf“ zu backen.

Zu Salat passen die, von Konsistenz und Geschmack dem Chiccore sehr ähnlichen Blüten, auch sehr gut, wie z.B. in der SZ-Kolumne vorgeschlagen. In Italien werden die Magnolienblüten fritiert. Trocknen geht auch – um sie dann Kräuter- und Früchtetees beizumischen. Von den kleinen Stiefmütterchen (Viola wittrockiana) zwicke ich ein paar Blüten ab, um damit Salat oder auch Desertsoßen, nicht nur optisch zu, verfeinern. Gleiches mit Gänseblümchen. Die gebe ich gerne, zusammen mit Schlüsselblumen vom Garten (nicht auf der Wiese pflücken – sind geschützt!) in eine Wasserkaraffe und trinke sie als „Blumenwasser“.

 

zu ihrer Zeit

Man nehme die Zwiebel einer verblühten Amaryllis, setze diese im Frühjahr in den Garten – und warte. Zuerst kam sintflutartiger Regen, doch die Zwiebel ist nicht vergammelt. Sie schob ein zartens Grün – bis die Schneckeninvasion über sie hinwegmarschierte und sich bis in die Zwiebel hineinfraß. Sie wurde gerade noch rechtzeitig gerettet und lag, zugedeckt von ein wenig Erde, in einem Blumentopf auf erhöhtem Posten. Da mußte sie sich erst mal erholen und wieder aufgepäppelt werden. Leider geriet sie in Vergessenheit und mußte eine Dürreperiode überstehen. Doch das Innere der Zwiebel gab nicht auf. Rechzeitig vorm Frost durfte sie ins Haus – ein letzter Versuch. Sie stand warm, wurde ein wenig gegoßen und schob ein paar Blätter. Das wars. Fast 5 Monate stand sie da ohne nennenswerte Veränderung. Während ich diese Woche bereits über die Art der Entsorgung nachdachte, entdecke ich eine Knospe. Innerhalb einer Woche entwickelte sie einen Blütenstiel von 70 Zentimetern und vorgestern ging die erste Blüte auf, gestern die Zweite, heute die Dritte. Schneeweiß steht sie da – die rot Zeichnung hat sie eingebüßt, doch das reine Weiß steht ihr gut. Jetzt verstehe ich, warum diese Blume auch „Rittersten“ heißt – weil sie sich als Kämpfernatur wahrlich ritterlich den widrigesten Umstände und Umvorhersehbarkeiten stellt -und zu ihrere Zeit erblüht.

abgehoben sein

Der Chiemgau vom Ballon aus gesehen  – alles relativiert sich, der Blick ändert sich. Manchmal schadet es nicht „abgehoben“ zu sein – und ist doch so ganz negativ besetzt! Dabei fühle ich mich wohl im „Wolkenkuckucksheim“, dort oben im Ballon: sicher, gemütlich, geborgen und doch mit dem entsprechenden Weitblick. Mit „abgehoben sein“ wird auch eine bezeichnet, die unrealistische Vorstellungen hat, Illusionen und Hirngespinste – aber was ist schon realistisch? Und ohne Illusionen als Vorlage für Visionen käme nichts Neues in die Welt.

Zu Beginn war es dunstig und diesig, schwierige Lichtverhältnisse und doch so zauberhaft. Mit der Kraft der Sonne löste sich der Dunst, die Konturen wurden schärfer, die Linien klarer – si wie mit Illusionen auch: manches löst sich auf, anders verändert sich und wird beständig.

vom Sehnen……

„Das glaube ich jetzt nicht, was ich da höre“, waren meine Gedanken, als ich in der ZDF-Mediathek über die 3-teilige Serie  „Der gleiche Himmel“  gestoplert bin. Das Bild der Frau, das bei der Ausbildung der „Romeo Agenten“ in Zeiten des kalten Krieges gezeichnet wird, ist unglaublich. Allerdings noch unfaßbarer ist, daß diese Taktik offenbar aufging und die Frauen in ihrer Gutgläubigkeit, Naivität, ihrem Alleinsein  darauf hereingefallen sind. Sehnsucht macht verletztlich und angreifbar, hat obendrein noch Suchtcharakter – daß es eine „hilfreiche Tugend“ sein soll, wie es so manche Religions- und Sektenführer postulieren, will mir nicht in den Kopf.
Hört selber rein – die ersten 3 Minuten des Films meine ich…..

lieber spät als nie

„I´m a real artist“ sagt die blinde Fotografin Sonia Sobertas, nachdem sie auf ihre Leiterkonstuktion geklettert war, und fügt hinzu, „du verstehst erst, wie großartig Licht ist, wenn du erblindet bist“.

Auch ich fühlte mich am Sonntag wie Sonia Sobertas, glücklich angekommen oben auf der Leiter, als ich mit Luisa, Ilse, Marah und vielen Frauen und zwei Männern im Taglachinger Wirtshaus jodeln durfte. Ich und jodeln..„..was Michi, DU??…“ Ja genau, ich! 50 Jahre hat es gedauert, bis ich heraus fand, daß mir das viel Freude macht. Mir, die ich ab der Schule zu hören bekam, ich könne absolut nicht singen. Wenn du das über Jahre wie ein Mantra hörst, dann glaubst du es. Obwohl ich mit meiner „Tante Anni“ beim Putzen, Kochen und Werkeln zu Hause immer gesungen habe – besonders gerne das „Brotzeit-Lied“. Doch dann hat es mir sozusagen die Stimme verschlagen und ich hab nur noch alleine laut im Auto gesungen.
Mit Luisa habe ich vor 3 Jahren zum ersten mal erstaunt entdeckt, es geht doch. Auf unkonventionelle Weise hat sie im Rahmen einer Lesung den Frauen vermittelt, wie man aus einer Tonfolge und Lautreihe einen Klangteppich mischt und hat aus Zuhörerinnen Sängerinnen „gezaubert“. Und ja, ich treff die Töne (meistens) – aber viel wichtiger: da geht mir das Herz auf! Liegt vielleicht daran, das ich nichts sollen brauch und nicht müssen muß. Ich merke offenbar erst, daß mir etwas fehlt, wenn es  endlich wieder da ist und Raum bekommt. Lieber spät als nie – ganz lieben Dank an Ilse und Luisa!

Das Abendlicht gestern drüben am Hochfelln war dann besonders schön!

 

 

scribble in the dark

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer meiner Kritzel- und Zeichen-Seminare wissen bereits um meine Vorliebe, im Kino zu kritzeln und zu skizzieren.  Letzte Woche gab es die Möglichkeit, umzusetzen und auszuprobieren, wovon ich immer mal wieder berichte: Kritzeln im Dunkeln. Gezeigt wurde passend zum Thema der Film „shot in the dark“ von Frank Amann. In dem Film werden drei Fotografen porträtiert, die eines gemeinsam haben: sie sind fast blind. Die drei Foto-Künstler Pete Eckert, Bruce Hall und Sonia Sobertas haben trotz 8oder wegen) des Verlustes ihrer Sehkraft und zusätzlichen Schicksalsschlägen zu einer besonderen und erstaunlichen Ausdruckskraft gefunden. Der Film zeigt auf eindrückliche Weise, daß die Sehkraft alleine nicht ausschlaggebend ist, künstlerisch seinen eigenen Ausdruck zu finden. Viel wichtiger ist es, sich darauf einzulassen, es zu wollen – und dann zu tun.  Wichtig bei unserem Kino-Kritzeln: besondere zeichnerische oder künstlerische Fähigkeiten sind NICHT erforderlich! Erfahrung ist hilfreich, aber nicht ausschlaggebend. Zunächst geht es darum, visuelle Impulse in einen eigenen Duktus umzusetzen. Alles was die Teilnehmer/innen brauchen ist ein Skizzenbuch oder einen Skizzenblock (max A3), ein oder zwei Lieblingsstifte ( z.B. ein weicher Graphitstift oder Bleistift B 10) und ein bißchen Mut.
Es hat allen so viel Freude gemacht, daß es Mitte Mai eine Wiederholung, mit einem anderen Film, gibt! Der genaue Termin kann bei mir erfragt werden: m3er@michaeladreier.de

born to be

Ziemlich zornig ist er, der Engel – ob der Situation der Frauen weltweit. Die Zahlen, Fakten und Daten zum „Weltfrauentag“ sind ernüchternd. „Der Kampf geht weiter“titelt arte zurecht.  Da nimmt sich eine Geschichte wie die von Ali Cobby Eckermann wie Labsal aus. Ohne es zu wissen oder zu ahnen, erhält die australische Dichterin einen der höchst dotierten Literaturpreise.

„As I moved further into the desert and back to ma traditional Yankunytjatjara roots, the poetry sang louder and i began to discover why i was born to be“.
Ali Cobby Echermann

„…Eine australische Dichterin erhält einen auf 165.000 US-Dollar dotierten Literaturpreis. Für die Aborigine-Künstlerin ist der Preis ein lebensverändernder Einschnitt. Bisher wohnte die Autorin in einem Wohnwagen.
Die 1963 geborene Schriftstellerin lebt selbst in eher armen Verhältnissen, obwohl ihre Gedichte in Australien bereits Anerkennung gefunden haben – doch Geld lässt sich mit guter Literatur eben oftmals nicht wirklich verdienen.
Eckermann arbeitet in ihren Werken ihre eigene Familiengeschichte und das Schicksal der sogenannten „gestohlenen Generation“ auf. Dieser Begriff steht für all die Kinder der Ureinwohner, die von Anfang 1900 bis in die 1970er Jahre von der australischen Regierung ihren Familien gewaltsam weggenommen wurden und in Pflegefamilien, Waisenhäusern oder ähnlichen Institutionen aufwachsen mussten. Die Gründe dafür waren rassistischer Natur, vor allem Mischlingskinder sollten in die „weiße Rasse“ assimiliert werden. Die Verantwortlichen waren dabei fest davon überzeugt, ganz zum Wohle der Kinder zu handeln. Wie viele Kinder es genau betraf, ist bis heute aufgrund von mangelhaften Aufzeichnungen unklar, Experten vermuten jedoch, dass es bis zu 100.000 Kinder gewesen sein könnten.
Eckermann selbst wurde ihrer Mutter als Baby weggenommen und auch sie selbst wurde gezwungen, ihr Kind zur Adoption freizugeben. Obwohl sie von einer deutsch-lutherischen Familie aufgenommen wurde, und relativ glücklich auf einer Farm aufwuchs, suchte sie ihre leibliche Mutter über 20 Jahre hinweg. „Ich denke, dass dieser Preis die Wahrheit rund um die gestohlene Generation anerkennt, das Schreiben über eine emotionale Wahrheit, nicht eine akademische……“

Quelle: Ralf Geisenhanslüke, Neue OZ

sugar man

Gebannt saß ich gestern Abend vor dem Bildschirm. Am Ende dachte ich mir, die unglaublichsten Geschichten schreibt wirklich das Leben. Eine davon ist die von Sixto Rodriguez, einem amerikanischen Sänger und Songwriter, der unverständlicher Weise in den USA unbekannt blieb aber in Südafrika ein Idol wurde und mit seinen Liedern eine wichtige Rolle in der Anti-Apartheid-Bewegung spielte – ohne davon zu wissen. Die Musik-Doku „searching for sugarman“  des Ressigeurs Malik Bendjelloul ist noch einige Zeit in der  arte-mediathek zu sehen.

 

Sekundenzeichnung „Sixto“ – Grafit im Skizzenbuch

Atelierbesuch

Besuch im Atelier diese Woche: zwei Künstlerkolleginnen kamen im Laufe der Woche für je einen Nachmittag vorbei und jede hat für sich auch etwas erarbeitet…
Im Vordergund der Anfang einer Collage auf Leinwand, von Sabine. Hier geht es zu ihrem blog.
Diese Arbeit ist von Marah – ein Reise- Altar:

Und ich – habe wieder ein Skizzenbuch begonnen und mache Farbskizzen und Zeichnungen…