Paralellwelten

Endlich eine Bank zum Hinsetzen, ein Platz zum Ausruhen. Rundherum Backsteingebäude, umrankte Säulen

und Arkaden, eine Allee duftender Linden davor.

Ich spüre Blicke die mich fixieren.

Im Hintergrund plantscht ein Hund im Wasserbecken.

Das Spüren der Blicke ist unangenehm, ich  kann sie orten: hell leuchtende Augen hinter kräftigen Armen.

Blau fluoriszierende Arme. Sie kommen auf mich zu.

Der Hund, ein Terrier, plantscht weiter. Eine Frau im weißen Sommerkleid tänzelt vorbei, wird zum Hund

gehörig enttarnt, ebefalls fixiert, jetzt von vier Augen. Sie ist ahnungslos.Der Hund bekommt ein Leckerchen.

Im Dunkel des Laubes der duftenden Alle vor den Arkaden erkenne ich die Augen als die einer Krake.

Unsere Blicke treffen sich.

Der Hund ist ahnungslos. Er heißt „Lucky“. Er hört nicht auf seinen Namen.

Die Sonne verschwindet hinter dem Backsteinrondell.

Im Laubdach schimpfen und zetern die Vögel.Einer hüpft am Boden herum, arglos. Er pfeift dem Hund was,

der jetzt hinter im herspringt, der nicht auf seinen Namen hört. Stechende Blicke verfolgen das Geschehen.

Einmal noch springt der Hund hinein ins Wasser, nur einmal noch, dann nicht mehr. Ganz kurz war der 

Blick der Krake gebrochen. Die vom Hund verursachten Wasserkreise fügen sich, glätten sich, das Spiegelbild

auf der Wasseroberfläche  wird wieder klar, kein Plantschen stört jetzt mehr diesen Frieden.

Das Tier mit den Armen und dem stechenden Blick verharrt wieder reglos in seiner Deckung.

Es wird Zeit für mich aufzubrechen. Ich  löse mich vom tiefen  Sehen.

krake.jpg

_________________________________________________________________

Lieber Leser: was hat sich abgespielt vor Deinem inneren Auge?

___________________________________________________________________

Schreibe einen Kommentar