Erfahrungen

krank+autonom

 „….Sie bekommen mitgeteilt dass sie krank sind,  und geraten dann in einen Prozess, der sie völlig entmündigt. Nicht die Krankheit ist das Leiden, sondern der Kranke leidet, weil er nicht fähig ist zu reagieren, weil er nicht die Möglichkeit hat, mitzumachen. Er ist dem System ausgeliefert, weil niemand in diesem System bereit ist mit ihm zu sprechen. Klar: Diagnose, Prognose, Therapie, es wird beinhart aufgeklärt, aber wirklich miteinander gesprochen wird nicht. Dabei könnte man allein dadurch helfen, dass man mit den Menschen spricht, zu Gedanken animiert oder nach Ängsten und Wünschen fragt. Denn dann wäre der Kranke wieder am Prozess beteiligt, dann wäre er aus dieser Statik befreit, die einem die Krankheit aufzuzwingen versucht…“ ( Zitat Ch.Sch. in seinem Buch „So schön wie hier ..“,Seite 88)rectanngle_button_180×150.gif

Aus dieser Erkenntnis heraus hat Christoph Schlingensief das Netzwerk „krank und autonom“ gegründet – einfach mal selber reinschaun: http://www.krank-und-autonom.de/weblog/?cat=5

Beim Lesen dieser Zeilen wurde mir wieder einmal klar, welch großes Glück ich hatte dass mit mir gesprochen wurde, dass ich meinem  Onkologen alle Fragen stellen konnte und Antworten bekam. Viele, gute Antworten gab es auch gestern Abend beim Treffen der Selbsthilfegruppe, zu dem der Onkologe Dr. Jung  kam um den über 20 anwesenden Frauen Wirkungsweise, Chancen und Grenzen der adjuvanten Antihormontherapie aufzuzeigen.Infos zu unserer Selbsthilfegruppe findet Ihr unter:  http://www.selbsthilfe-brustkrebs-chiemgau.de/

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Lochkameraaufnahme im Ionenbeschleuniger, Juni 2005

 

 

Promenadologie

Sonntag Abend : ich kehre dem Flohmarkt in Marquartstein den Rücken und gehe mit Aisha und Bruni an der Tiroler Ache entlang – eine bayerische Bilder-Buch-Landschaft umgibt mich, die Sonne scheint, unzählige Duftwolken hüllen mich ein. Ich komme an einer Wiese vorbei auf der noch „Heimanderl“ stehen – die hab ich ja schon ewig nicht mehr gesehen! Kindheitserinnerungen werden wach.

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Die verschiedenen Arten von Heuaufbereitungen auf dem Land hab ich mir dann gestern noch in aller Ruhe im Gebiet rund ums Suhrtal angesehen – Heimanderl waren keine dabei! Seit gestern weiß ich auch, dass ich da nicht bloß einfach spazieren gehe, sondern „Promenadologie“ betreibe –  wie ich zufällig in einem bayern2 Beitrag erfahren habe. Bei „wikipedia“ fand ich dann die Definition: „Die Promenadologie (auch Spaziergangswissenschaft ,engl. Strollology) ist eine Wissenschaft, die sich mit der Erfassung und gedanklichen Einordnung der Umwelt durch Promenieren und Ambulieren beschäftigt.“ Ich erfahre so, dass der Soziologe Lucius Burckhardt zusammen mit seiner Frau Annemarie die Promenadologie als Lehrtätigkeit an der Uni Kassel etabliert hat und dieser Lehrstuhl  zudem seit 2006 an der Uni Leipzig als „Spazierwissenschaft“ besteht. „Ursprünglich in Diskursen der Stadt- und Landschaftsplanung verankert, wurden Projekte der Spaziergangswissenschaft wiederholt im Kontext zeitgenössischer Kunstausstellungen rezipiert“, Stadtentwicklung, Urbanismus und Aspekte der Soziologie sind ein weiterer Focus. „Ziel der Promenadologie ist das konzentrierte und bewusste Wahrnehmen unserer Umwelt und dabei das Weiterführen des bloßen Sehens zum Erkennen.“

Natürlich gibts auch schon einen enstprechenden Internetauftritt – und einen blog dazu : http://spaziergangswissenschaft.de

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Mittlerweile wurde mir bewußt, dass die Landschaft so wie ich sie wahrnehmen immer auch vom Menschen gestaltet wurde und wird und mit dem Begriff der „Natur“ nichts gemein hat. Landschaft versus Natur, was verbindet sie, was trennt sie – das weite Feld derSpaziergangswissenschaft liegt also erst noch vor mir!

..macht aber viel Arbeit…

Nach so viel Denken war es an der Zeit, mich wieder zu erden. Also bin ich abgetaucht im Garten meiner Eltern, um dem wuchernden, „naturnahen“ Garten ein wenig Einhalt zu gebieten und dem blühenden Zauber die entsprechende Bühne zu bieten. Gärten zu gestalten – ob nun der „hängende Garten“ auf meinem Balkon oder die meiner Familie – ist wie Kunst machen: arbeitsintensiv bei vollem Körpereinsatz. Wie sagte doch Karl Valentin : Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit! Gleiches läßt sich über das Garteln sagen.

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Während sich bei der Kunst aber immer wieder Skepsis und Unzufriedenheit meldet, werde ich zumindest beim Werkeln im Garten unmittelbar belohnt: mit üppigsten Farb- und Dufterlebnissen! Ich vermute fast, dass das zugewucherte Beet an der Hauswand zum Rosenbeet wurde, weil ich einen Tag lang unter der Duftwolke von  Lonicera caprifolium, dem echten, wohlriechenden Gartengeißblatt, auch Jelängerjelieber oder „honeysuckle“(engl.) genannt, gearbeitet habe und vom Duft so betört war dass ich kein Ende fand. Zum krönenden Abschluß wurden dann noch ein paar Gläser Rosenblütengelee gekocht – diesmal aus einer Blütenmischung von „President de Seze“ und „Gertude Jekyll“.

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Schatten

Immer wieder mal über seinen eigenen Schatten zu springen ist sehr wichtig – nur heut habe ich es dann wohl doch übertrieben und mir beim Frühlingsspaziergang um den Tüttensee am rechten Fußgelenk – an meiner „Schwachstelle“ – einige Bänder ganz sicher überdehnt, wenn nicht an/ab?gerissen. Bin über den Schatten der „pfichtbewußten Hausfrau“ gesprungen, hab Wäsche und Pflanzaktion am Balkon liegen und stehen lassen um mit „Aisha“ und ihrem Freund „Moreno“ die Sonnenstrahlen zum Hundespaziergang zu nutzen. Zuerst „ausgebremst“ von den spielenden  Hunden, jetzt  – im wahrsten Sinn des Wortes – lahmgelegt.

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© Michaela Dreier

Nun sitz ich also am PC und recherchiere im Netz – z.B. folgende HP nachdem ich durch die Doku im sfw darauf aufmerksam wurde :

http://www.sisters-of-no-mercy.com/de/index.html

Da geht es um Frauen, die auch über ihren Schatten springen – allerdings aus der Not heraus um sich und ihre Kinder, ihren Clan zu ernähren. Aus der Hoffnung wird ein Alptraumm, denn diese afrikanischen Frauen landen in Europa in der Prostitution, überweigend am Straßenstrich in Italien. Ebenso wie die einzelnen Schicksale der Frauen – einige sind seit ihren Interviews vor der Kamera „verschwunden“ – erschüttert mich daran, dass dieser Frauenhandel von Frauen betrieben und organisiert wird. Was frau/man dagegen tun kann? – z.B. die Organisation FIM (Frauenrecht Ist Menschenrecht):  http://www.fim-frauenrecht.de     mit einer Fördermitgliedschaft unterstützen.

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© Michaela Dreier

…und der Höllenhund wurde doch noch zum Frühlingsdrachen und hat den Schnee sogar im Surtal und am Wonneberg vertrieben…!

Fragilität

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Zerbrechlichkeit und Gunst und Gnade des Augenblicks  sind zwei wesentlichen Erfahrung der letzten Tage – Sekundenbruchteile entscheiden über Leben und Tod, über die Qualität des Weiter-Lebens. Mein Bruder wird von einem PKW vom Rad gefahren, der ganze Körper ist  enormen Kräften ausgesetzt, ein Wirbel und die rechte Schulter halten dem nicht stand. Nach vier Stunden im OP ist es überstanden, Nerven und Rückenmark sind nicht verletzt, die Knochen werden heilen –  Glück im Unglück! Heute bei der Fahrt nach Surtal höre ich Sting  – „..how fragile we are…“

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Die Teekanne der Tuareg- Familie ist immer dabei auf ihrem Weg durch die Wüste. Bei mir ist die Thermoskanne , ebenfalls gefüllt mit Tee, immer dabei. Als ich am Hadern bin darüber, dass ich ständig unterwegs bin, seit Ende Februar zwischen Trauma-Symposium, Kritzel-Kurs, PSRT-Ausbildung, Aromatherapie-Workshop, zwischen der Klinik in Simbach, den Stationen München, Bad Aibling, Burghausen, Chieming und Surtal quer durch Süd-Ost-Bayern fahre, höre ich im Radio auf bayern2 ( ein weiterer ständiger Begleiter!) einen Bericht über das Reisen, und den Satz: „Die Reise selbst ist das zu Hause“

Ein Fixtermin im März, für den es immer Zeit geben wird: die Jazzwoche in Burghausen. Mein erstes Höhrerlebnis der anderen, besonderen  Art  Ende der 70er: das „Art-Essemble of Chicago“ –  da habe ich erlebt und erfahren, was und wie Musik noch sein kann. Seit diesem Abend bin ich infiziert mit dem Jazz-Virus. Später kam für ein paar Jahre die Fotografie noch mit dazu. In diesem Jahr haben mich Nigel Kennedy mit seinen polnischen Musikern, Wolfgang Haffner (rechts im Bild am Schlagzeug)  und Till Brönnern (mit Trompete) besonders begeistert!

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