Gesellschaft

„Der Kopf ist rund….

…… damit man in alle Richtungen denken kann“

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© Michaela DreierDieser Satz des Künstlers Martin Kippenberg (1953.1997) fiel mir ein, als ich in den letzten Tagen per E-Mail eine Reihe von Infos erhielt, die sich zum einen kritisch mit dem „Codex alimentarius“, zum anderen über schwer nachvollziehbare EU-Verordnungen für Lebensmittel, Kosmetika und Homöpathische Arzneimittel äußerten. Dieses gehäufte Auftreten an Informationen liegt wohl auch an den bevorstehenden EU-Wahlen, doch in der Tat wurden in diesem Jahr von der EU bereits bestehende Verordnungen erneuert und ergänzt die eben diese mir wichtigen Bereiche betreffen. Ganzheitlichkeit, Homöopathie, Naturheilmittel, Aromatherapie, eine bewusste Ernährung und der ökologische Landbau sind ein Teil meines Lebens, bedingen sich für mein Dafürhalten und erfordern ein kritisches Konsumentenverhalten. Durch die Veränderungen in diesen Bereichen ging es also erst einmal rund in meinem Kopf. In alle Richtungen denken heißt für mich Informationen beschaffen, Struktur ins Chaos bringen und auch in der Erinnerung kramen…..

Wen es interssiert: der ganze  Text ist abrufbar unter:

http://www.michaeladreier.de/Der_Kopf_ist_rund.pdf

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Freiheit

 Letzte Nacht war „Äquinoktium“, wie die Astronomen sagen, also Frühlingstagundnachtgleiche. Je nachdem welchem Kulturkreis  sich ein jeder zugehörig fühlt wird diese Nacht als Maifeuer, Maientanz, oder Maisprung gefeiert, aber auch als Hexennacht oder Walpurgisnacht. In Zeiten der „Schweinegrippe“ kann es jedenfalls nicht schaden für Walpurgis ein Feuer anzuzünden, gilt sie doch als Schutzheilige vor Pest, Tollwut und Keuchhusten.  Im Keltischen beginnt der Jahreszyklus neu, die Iren feiern es als „Beltaine“. Im Nordgermanischen ist diese Nacht der Göttin Freya gewidmet, der  Göttin der Liebe. Allen Kulturen gleich ist, dass es sich um ein Frühlings- und Fruchtbarkeitsfest handelt. Darum werden Tags darauf in Bayern die Maibäume aufgestellt. Die Nacht selbst wird als  „Freinacht“ gefeiert  und alles was rumsteht, nicht niet- und nagelfest ist wird versteckt, verschleppt, verzogen – was mancherorts  zunehmend fragwürdige Ausmasse annimmt und in Vandalismus ausartet. Mit Freiheit hat das nichts mehr zu tun.

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© Michaela Dreier   , Zeichnung im Skizzenbuch

Dann schon eher die Aktion des deutschen Künstlers Thomas Klipper auf Lampedusa. Jährlich landen über 30.000 Bootsflüchtlinge auf der kleinen Insel die sich vor Afrika befindet und  bereits zu Italien gehört. Jedes Jahr sterben unzählige Bootsflüchtlinge auf ihrem Weg übers Meer in die erhoffte Freiheit. Thomas Klipper, der sich als privilegiert bezeichnet da er selbst aus einem Land kommt indem er alles hat, baut nun einen „Leuchtturm der Hoffnung“.  Das Modell steht und leuchtet  bereits, und zwar Mitten in Florenz. Für den auf Lampedusa laufen bereits die Vorbereitungen.  Unterstützung erhält der Künstler von den Bewohnern Lampedusas und von  Bernadino de Rubeis, dem Bürgermeister der Insel. Der hat nichts gegen die Flüchtlinge sondern hadert vielmehr damit , wie mit ihnen verfahren wird und befürchtet dass seine Insel zu  einer Art Guantanamo werde .“ Das Licht des Leuchtturms können alle Boote gebrauchen“,  meint er, „die Fischer von Lampedusa genauso wie die Immigranten. Es schützt sie, damit sie nicht an der Küste zerschellen.“ Für ihn ist der Leuchtturm ein Zeichen der Solidarität mit den Flüchtlingen – und auch mit den Touristen. Beides schließe sich nicht aus, sondern so könne man  Europa zeigen, dass die Insel sich allen öffnet, die Bewohner gastfreundlich allen und jedem gegenüber sind und alles andere als  Rassisten. „Klar wollen wir weiter vom Tourismus leben“, so der Bürgermeister, aber genauso wollen wir auch weiter die Ärmsten der Armen hier bei uns empfangen…..Früher waren die Menschen, die es bis nach Italien schafften, frei. Sie konnten weiter nach Europa, in die Welt hinaus. Es gab noch die Idee von Freiheit“.  Und für diese Idee der Freiheit stehen die Bewohner Lampedusas ein. Nachzulesen, zu sehen und zu hören bei:  http://www.3sat.de  Klick auf Kulturzeit=> Kulturzeitwoche  => Diensttag 28.April  => Ein Leuchtturm für Lampedusa.

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Schatten

Immer wieder mal über seinen eigenen Schatten zu springen ist sehr wichtig – nur heut habe ich es dann wohl doch übertrieben und mir beim Frühlingsspaziergang um den Tüttensee am rechten Fußgelenk – an meiner „Schwachstelle“ – einige Bänder ganz sicher überdehnt, wenn nicht an/ab?gerissen. Bin über den Schatten der „pfichtbewußten Hausfrau“ gesprungen, hab Wäsche und Pflanzaktion am Balkon liegen und stehen lassen um mit „Aisha“ und ihrem Freund „Moreno“ die Sonnenstrahlen zum Hundespaziergang zu nutzen. Zuerst „ausgebremst“ von den spielenden  Hunden, jetzt  – im wahrsten Sinn des Wortes – lahmgelegt.

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© Michaela Dreier

Nun sitz ich also am PC und recherchiere im Netz – z.B. folgende HP nachdem ich durch die Doku im sfw darauf aufmerksam wurde :

http://www.sisters-of-no-mercy.com/de/index.html

Da geht es um Frauen, die auch über ihren Schatten springen – allerdings aus der Not heraus um sich und ihre Kinder, ihren Clan zu ernähren. Aus der Hoffnung wird ein Alptraumm, denn diese afrikanischen Frauen landen in Europa in der Prostitution, überweigend am Straßenstrich in Italien. Ebenso wie die einzelnen Schicksale der Frauen – einige sind seit ihren Interviews vor der Kamera „verschwunden“ – erschüttert mich daran, dass dieser Frauenhandel von Frauen betrieben und organisiert wird. Was frau/man dagegen tun kann? – z.B. die Organisation FIM (Frauenrecht Ist Menschenrecht):  http://www.fim-frauenrecht.de     mit einer Fördermitgliedschaft unterstützen.

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© Michaela Dreier

…und der Höllenhund wurde doch noch zum Frühlingsdrachen und hat den Schnee sogar im Surtal und am Wonneberg vertrieben…!

Prozesse der Erinnerung

Franz Wassermann, in Innsbruck lebender Künstler, hat in einem mehrteiligen Kunstprojekt den  Opfern der NS-Euthanasie Tirols ein Erinnerungszeichen gesetzt. Jenen 360 Frauen, Männern und Kindern, die zwischen 1940 und 1942 aus der damaligen „Heil- und Pflegeanstalt für Geistes- und Nervenkranke“ in Hall in Tirol nach Hartheim bzw. Niedernhart deportiert und dort ermordet worden sind. Das Erinnern selbst ist ein zentrales Thema des „Temporären Denkmals“, dessen Besonderheit auch darin besteht, dass es keinen Anfang und kein Ende hat; dass es einen Prozess zwischen Gegenwart und Vergangenheit darstellt. Betont wird die gesellschaftliche Verantwortung für die Erinnerung.Das „Temporäre Denkmal“ provoziert und polarisiert, erzählt Geschichten und entwickelt Bilder; es klärt, weckt Emotionen und wirft mehr Fragen auf, als es Antworten gibt. Es ist ein Kunstwerk.

Nun ist die 2.Auflage des 320 Seiten umfassenden Katalogs als Hardcover im StudienVerlag erschienen, Herausgeberin ist Andrea Sommerauer.

Wer mehr über Franz wassermann und seine Projektkunst erfahren möchte:   http://www.mylivingroom.org 

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„Es ist nicht das Ziel ein dauerhaftes Monument zu errichten, in der Hoffnung, das Denkmal würde hinterher schon etwas bewegen. Die Manifestation sollte in den Menschen stattfinden durch die aktive Auseinandersetzung mit Ort, Raum, Zeit.“ Franz Wassermann