Armutszeugnis

Zurück aus dem paradiesischen Garten Eden holt mich schnell die bittere Realität wieder ein: nach 25 Jahren steht das autonome Frauen+Lesbenzentrum in Innsbruck – das einzige in ganz Westösterreich – vor dem AUS, da die Subventionen von 6500.-€ die das Zentrum jährlich benötigt , von Landeshauptmann Platter, Landesrätin Zoller-Frischauf und Bürgermeisterin Hilde Zach ersatzlos gestrichen werden – ohne Begründung. Da staunt der Laie bzw. ich als Innsbruck-Besucherin, denn somit fällt auch das angeschlossene Cafe, die Galerie und ein Veranstaltungsort weg, der sich eben nicht dem mainstream einer Gaudi- Kultur verschrieben hat sonden Denkanstöße, Diskusionsinhalte und neue Prespektiven bietet. Genau das ist scheinbar unerwünscht im Tirol des „Goldenen Dachls“. Nix gegen historische Altstadthäuser, aber dass nur noch das Fassadenhafte zählt ist echt ein Armutszeugnis. Auch wenn Touristen mehr zählen als die Bewohnerinnen der Stadt – als Frau fühle ich mich trotzdem  nicht mehr willkommen! Was ich tun werde: einen Brief an die Herren+Damen schreiben….

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Das Bild heißt „Alpenquerschnitt“, ist letzte Woche entstanden (Decollage und Monoytpie). Ganz links ist der Chiemsee, dann kommt die Kampenwand und der Wilde Kaiser, und gleich dahinter wäre Tirol und Innsbruck. Meine spontanen Besuche dort, stets verbunden mit Einkaufen, Shoppen, Ausstellungsbesuchen und Essen gehen spar ich mirdann wohl.

weitere Infos zum Thema unter :  http://www.frauenlesbenzentrum.at  und unter http://fm4.orf.at/stories/1603446/

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..macht aber viel Arbeit…

Nach so viel Denken war es an der Zeit, mich wieder zu erden. Also bin ich abgetaucht im Garten meiner Eltern, um dem wuchernden, „naturnahen“ Garten ein wenig Einhalt zu gebieten und dem blühenden Zauber die entsprechende Bühne zu bieten. Gärten zu gestalten – ob nun der „hängende Garten“ auf meinem Balkon oder die meiner Familie – ist wie Kunst machen: arbeitsintensiv bei vollem Körpereinsatz. Wie sagte doch Karl Valentin : Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit! Gleiches läßt sich über das Garteln sagen.

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Während sich bei der Kunst aber immer wieder Skepsis und Unzufriedenheit meldet, werde ich zumindest beim Werkeln im Garten unmittelbar belohnt: mit üppigsten Farb- und Dufterlebnissen! Ich vermute fast, dass das zugewucherte Beet an der Hauswand zum Rosenbeet wurde, weil ich einen Tag lang unter der Duftwolke von  Lonicera caprifolium, dem echten, wohlriechenden Gartengeißblatt, auch Jelängerjelieber oder „honeysuckle“(engl.) genannt, gearbeitet habe und vom Duft so betört war dass ich kein Ende fand. Zum krönenden Abschluß wurden dann noch ein paar Gläser Rosenblütengelee gekocht – diesmal aus einer Blütenmischung von „President de Seze“ und „Gertude Jekyll“.

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„Der Kopf ist rund….

…… damit man in alle Richtungen denken kann“

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© Michaela DreierDieser Satz des Künstlers Martin Kippenberg (1953.1997) fiel mir ein, als ich in den letzten Tagen per E-Mail eine Reihe von Infos erhielt, die sich zum einen kritisch mit dem „Codex alimentarius“, zum anderen über schwer nachvollziehbare EU-Verordnungen für Lebensmittel, Kosmetika und Homöpathische Arzneimittel äußerten. Dieses gehäufte Auftreten an Informationen liegt wohl auch an den bevorstehenden EU-Wahlen, doch in der Tat wurden in diesem Jahr von der EU bereits bestehende Verordnungen erneuert und ergänzt die eben diese mir wichtigen Bereiche betreffen. Ganzheitlichkeit, Homöopathie, Naturheilmittel, Aromatherapie, eine bewusste Ernährung und der ökologische Landbau sind ein Teil meines Lebens, bedingen sich für mein Dafürhalten und erfordern ein kritisches Konsumentenverhalten. Durch die Veränderungen in diesen Bereichen ging es also erst einmal rund in meinem Kopf. In alle Richtungen denken heißt für mich Informationen beschaffen, Struktur ins Chaos bringen und auch in der Erinnerung kramen…..

Wen es interssiert: der ganze  Text ist abrufbar unter:

http://www.michaeladreier.de/Der_Kopf_ist_rund.pdf

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nicht müde werden

Nicht müde werden

sondern dem Wunder

leise

wie einem Vogel

die Hand hinhalten .

Hilde Domin ( 1909 – 2006)

 

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© Michaela Dreier

 Zu dieser „Decollage“ – im Skizzenbuch – hat mich das Gedicht von Hilde Domin inspiriert.

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Lochkamera-Ehrentag

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© Michaela DreierMist – einer meiner Beiträge ging  verloren  ( hatte ihn wohl nicht hochgeladen und im Speicher ist er auch nicht!) : nämlich der Eintrag zum Ehrentag der Lochkamera!! Der letzte Sonntag im April ist immer „pinholeday“ –  und da gibts nur eins: Pappschachtel und Blechdose einpacken, Film und Fotopapier rein und raus in die Landschaft! Mich fasziniert diese Art der Bilderfassung immer noch und immer wieder! Diesmal weniger Worte – ich lasse Bilder sprechen:

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© Michaela Dreier                                                                                                       © Michaela Dreierund so sieht das dann in Aktion aus: links die Pappschachtel, mittels Stein vorm  Bergpanaorama auf einem selbstgebautem respektive vor Ort gefundenem „Stativ“ fixiert, denn ein Windstoß und die Kamera ist weg. Rechts zu sehen die Blechdose (ehemals Erdnussdose), die wirklich gute aber immer auch leicht verzerrte Bilder macht (siehe unten) und ganz rechts die Minidose (ehemals Seifenschachtel) die einige Übung und Probebilder erfoderlich macht.

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© Michaela Dreieroben das “ Negativ“ auf Fotopapier, unten das „Positiv“ im „Sandwichverfahren“ hergestellt.

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© Michaela DreierWers genauer wissen und selbst ausprobieren möchte: von 24. bis 26. Juli halte ich wieder den Kurs bei der VHS München : Camera obscura — Faszination Lochkamera“ Ein Kurs , um selber eine Lochkamera zu bauen, die Anfänge der Fotografie zu begreifen, den experimentellen Spielraum der Lochkamera auszuloten und Alternativen zur herkömmlichen Fotografie zu erleben. (Materialkosten ca. € 25,00 ) . Die genauen Kurszeiten: fr 18.00 bis 21.00 Uhr,sa/so 10.00 bis 17.00 Uhr; Kurspreis: € 88,00 ; es gibt nur 8 Plätze!

Buchung bei: VHS München, Postfach 801164, 81611 München (www.mvhs.de) EO 9419 · Wochenendworkshop · Giesing

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Freiheit

 Letzte Nacht war „Äquinoktium“, wie die Astronomen sagen, also Frühlingstagundnachtgleiche. Je nachdem welchem Kulturkreis  sich ein jeder zugehörig fühlt wird diese Nacht als Maifeuer, Maientanz, oder Maisprung gefeiert, aber auch als Hexennacht oder Walpurgisnacht. In Zeiten der „Schweinegrippe“ kann es jedenfalls nicht schaden für Walpurgis ein Feuer anzuzünden, gilt sie doch als Schutzheilige vor Pest, Tollwut und Keuchhusten.  Im Keltischen beginnt der Jahreszyklus neu, die Iren feiern es als „Beltaine“. Im Nordgermanischen ist diese Nacht der Göttin Freya gewidmet, der  Göttin der Liebe. Allen Kulturen gleich ist, dass es sich um ein Frühlings- und Fruchtbarkeitsfest handelt. Darum werden Tags darauf in Bayern die Maibäume aufgestellt. Die Nacht selbst wird als  „Freinacht“ gefeiert  und alles was rumsteht, nicht niet- und nagelfest ist wird versteckt, verschleppt, verzogen – was mancherorts  zunehmend fragwürdige Ausmasse annimmt und in Vandalismus ausartet. Mit Freiheit hat das nichts mehr zu tun.

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© Michaela Dreier   , Zeichnung im Skizzenbuch

Dann schon eher die Aktion des deutschen Künstlers Thomas Klipper auf Lampedusa. Jährlich landen über 30.000 Bootsflüchtlinge auf der kleinen Insel die sich vor Afrika befindet und  bereits zu Italien gehört. Jedes Jahr sterben unzählige Bootsflüchtlinge auf ihrem Weg übers Meer in die erhoffte Freiheit. Thomas Klipper, der sich als privilegiert bezeichnet da er selbst aus einem Land kommt indem er alles hat, baut nun einen „Leuchtturm der Hoffnung“.  Das Modell steht und leuchtet  bereits, und zwar Mitten in Florenz. Für den auf Lampedusa laufen bereits die Vorbereitungen.  Unterstützung erhält der Künstler von den Bewohnern Lampedusas und von  Bernadino de Rubeis, dem Bürgermeister der Insel. Der hat nichts gegen die Flüchtlinge sondern hadert vielmehr damit , wie mit ihnen verfahren wird und befürchtet dass seine Insel zu  einer Art Guantanamo werde .“ Das Licht des Leuchtturms können alle Boote gebrauchen“,  meint er, „die Fischer von Lampedusa genauso wie die Immigranten. Es schützt sie, damit sie nicht an der Küste zerschellen.“ Für ihn ist der Leuchtturm ein Zeichen der Solidarität mit den Flüchtlingen – und auch mit den Touristen. Beides schließe sich nicht aus, sondern so könne man  Europa zeigen, dass die Insel sich allen öffnet, die Bewohner gastfreundlich allen und jedem gegenüber sind und alles andere als  Rassisten. „Klar wollen wir weiter vom Tourismus leben“, so der Bürgermeister, aber genauso wollen wir auch weiter die Ärmsten der Armen hier bei uns empfangen…..Früher waren die Menschen, die es bis nach Italien schafften, frei. Sie konnten weiter nach Europa, in die Welt hinaus. Es gab noch die Idee von Freiheit“.  Und für diese Idee der Freiheit stehen die Bewohner Lampedusas ein. Nachzulesen, zu sehen und zu hören bei:  http://www.3sat.de  Klick auf Kulturzeit=> Kulturzeitwoche  => Diensttag 28.April  => Ein Leuchtturm für Lampedusa.

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Überschattung

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© Michaela Dreier

Diese Arbeit heißt „Überschattung“  und ist eine Collage aus einer verfremdeten Mammografie-Aufnahme und anschließender Überzeichnung.

So stelle ich mir das „Altai“ in der Monoglei vor, in das ich im Moment immer wieder mal eintauche denn ich lese gerade „Der singende Fels“, die Aufzeichnung eines Gepräches mit Galsan Tschinag (Autor, Germanist, Stammesführer in der Westmongolei und Schamane), dem Wissenschaftler Klaus Kornwachs (Systhemtheoretiker, analytische Sprachphilosophie)  und Maria Kaluza, die diesen „Trialog ohne Scheuklappen“  moderiert hat und selbst Naturheilerin ist. Immer wieder kommt es in dem Buch zum Brückenschlag zwischen Schamanismus und Wissenschaft, zwischen Lebenserfahrungen und Erkenntnissen der Menschen und Gesellschaften in Ost und West.

„Überschattet“ ist auch das Thema Krebs –  das wurde mir in der letzten Wochen wieder mal sehr bewußt bei meinem Vortrag „Diagnsoe Krebs – was dann?“, bei dem Besuch der Ausstellung „Noch einmal Leben“ (siehe weiter unten) und bei der Reaktion vieler Menschen wenn sie erfahren, dass ich selbst Brustkrebs hatte. „Jeder vierte stirbt an Krebs“ schreibt David Servan- Schreiber – “ aber drei tun es nicht!“ Doch gerade Krebs, egal nun welche Form oder Art , wird mehr als jede andere Krankheit unmittelbat mit Tod und Schmerz, Angst und Leid assoziiert –  obwohl z.B. immer noch „Todesursache Nr 1“ Herz-  Kreislauferkrankungen sind. Woran liegt das? Ich kann es mir nur so erklären, dass Krebs – und sei der Tumor auch noch so klein – etwas ist, das wächst, aus sich vermehrenden Zellen besteht, „lebendig“ ist und eine Form hat. Somit ist Krebs weniger abstrakt als jede andere Veränderung im Körper. Was eine Form hat, kann benannt und bezeichnet werden, womit wir wieder beim „Zeichnen“ wären, denn Zeichnen heißt auch Zeigen. Die Diagnose Krebs zeigt uns  die Endlichkeit des Lebens in aller Deutlichkeit – das verbindet auf der einen Seite und erklärt, warum Selbsthilfegruppen oft so hilfreich sind für den Austausch und das Begreifen, den Umgang und die Verarbeitung der Krankheit – siehe auch :   http://www.selbsthilfe-brustkrebs-chiemgau.de   bei der ich aktives Mitglied bin.  Auf der anderen Seite erklärt es die Berührungsängste,  die viele Betroffenen erleben und erfahren – immer noch und immer wieder.

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Faszination Japan

 Ausstellungseröffnung

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© Michaela Dreier

Ich selbst kann nicht nach Würzburg fahren da ich da bereits auf Fortbildung PSRT bin. Schön dass die Ausstellung also nun auf wanderschaft geht! Für passau ist im letzten jahr ein sehr schöner Katalog erschienen, in dem sowohl Monotypien als auch Lochkamerafotografien von mir zu sehen sind. Ein paar Kataloge gibt es meines Wissens auch noch.

 

Schlüsselblumenorakel

Schlüsselblumenorakel

den Geschmack des Waldes lasse ich mir auf der Zunge zergehen

dort oben in der  Baum – Kathedrale

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ich sauge die Gerüche ein

wie eine Närrin, nutze meine Kraft

unendlich und immer wieder neu

Ich strecke wie die Krake meine

Arme nach dem Licht  und ins tiefe Schwarz

ich spähe mit den Augen des

Falken,

werde unsichtbar wie ein Gnom

und wurzle tief hinab bis auf den Urgrund 

dem Elefantenbaum am Bachlauf gleich.

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Text und Fotografie: © Michaela Dreier  __________________________________________________

 

    

 

  

zeichnen+kritzeln

Das neue „Kunstforum international“  Bd. 196, April-Mai 2009, hat als Titel  „Zeichnen zur Zeit“ und widmet sich dem Thema Zeichnen auf 200 Seiten! – der letzte Band dazu war 1976 erschienen. Das wird nun meine Osterlektüre!

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Letzte Woche hat mich folgende email einer meiner kursteilnehmerinnen erreicht und nun bin ich wieder etwas schlauer geworden zum Thema „Kritzeln“:

“ …. und so habe ich nachgeschaut, welche Geschichte das Wort hatte:Im Althochdeutschen gab es „krizzon“, was (ein-)kratzen bedeutete. Es ist mit dem Wort „kreiz“ verwandt, was es im Althochdeutschen und Mittelhochdeutschen gab.  Dieses Wort wiederum kommt ganz offensichtlich aus dem religiös-magischen Bereich, was unter anderem die uralte Bedeutung „Zauberkreis“ zeigt. Die Bedeutung „Zauberkreis“ und „Kreislinie“, also etwas Optisches, korrespondiert mit der Bedeutung „Geschrei“ und „Lärm“, also der akustischen Seite des Kreiskratzens. Diese Bedeutungen laufen seit Jahrtausenden nebeneinander her, noch heute in dem Wort „Kreißsaal“, oder „Kreiskrankenhaus“  zu bewundern. Das Wörtchen „kritzeln“ ist im 15. Jahrhundert schon verwendet worden als eine Verniedlichung, oder Verkleinerung von „kritzen“.Ich finde die ursprünglich magische Bedeutung, die ja auch heilsame  Aspekte beinhaltet,  in Deiner Kritzel-Arbeit wieder !!!  Kritzeln setzt eben damals wie heute Energien frei. Viele liebe Grüsse, Maria R… “

Wenn wir schon beim Thema sind: ich habe meine Abschlußarbeit von 2002 noch etwas überarbeitet,aktualisiert und nachgedruckt und so sie ist jetzt wieder bei mir erhältlich – für 15.-€  zzgl. Versandkosten.


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